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Hüter der Grundsätze des Roten Kreuzes – der Landeskonventionsbeauftragte

Dr. Johannes Richert, Konventionsbeauftragter im DRK-Landesverband Brandenburg e.V.

Herr Dr. Richert, Sie sind seit Herbst 2022 als Landeskonventionsbeauftragter Mitglied des Präsidiums des DRK-Landesverbands Brandenburg e.V. Was ist eigentlich ein Konventionsbeauftragter des DRK?

Dr. Johannes Richert: Die Konventionsbeauftragten vertreten im Deutschen Roten Kreuz die Grundsatzfragen des Roten Kreuzes und des Völkerrechts. Das betrifft zum einen die Dogmatik, also die Grundsätze, die unser Handeln als Rotes Kreuz leiten, und zum anderen den juristischen Teil, den das Völkerrecht und die Genfer Gremien vorgeben.

Die Konventionsbeauftragten beraten ehrenamtlich auf der jeweiligen Ebene die Präsidien und die Verbandsstrukturen. Sie verbreiten das Wissen über die Grundsätze und das Humanitäre Völkerrecht und achten darauf, dass sie eingehalten werden. Im Idealfall gibt es Konventionsbeauftragte des DRK auf allen Ebenen, vom Bundesverband bis zu den Kreisverbänden.

Was sind Ihre Aufgaben als Konventionsbeauftragter des DRK-Landesverbands Brandenburg e.V.?

Meine Hauptaufgabe ist es, das Präsidium, die Fachbereiche und den Gesamtverband zu den oben genannten Themen zu beraten. Ich ordne auch ein, ob und wie wir entsprechend unserer Grundsätze in politischen Diskursen, bei Demonstrationen oder Bündnissen mitwirken dürfen. Bei Bedarf erkläre ich auch anderen Organisationen, mit denen das DRK in Brandenburg zusammenarbeitet, warum das Rote Kreuz sich an manchen Aktionen nicht beteiligen kann, etwa, wenn sie unseren Grundsatz der Unparteilichkeit verletzen.

Warum ist Ihr Amt innerhalb des DRK-Landesverbands so wichtig?

In den unterschiedlichen Fachbereichen des Roten Kreuzes von Pflege und Kita über Rettungsdienst bis hin zu Verwaltung und Buchhaltung arbeiten Menschen mit großer fachlicher Kompetenz, die aber das Wissen über die Organisation zu Beginn oft noch nicht haben. Teilweise, wenn auch weniger, gilt das auch für Ehrenamtliche, die mit ihrem Engagement das Rückgrat des DRK bilden. Das Präsidium ist davon nicht ausgenommen.

Als Konventionsbeauftragter ist es meine Aufgabe, sicherzustellen, dass all diese Menschen neben ihrer fachlichen Kompetenz und der Bereitschaft zum Engagement wissen, wen sie mit dem DRK im Alltag repräsentieren.

Anfang 2024 formten sich deutschlandweit Proteste gegen Rechtsextremismus. Innerhalb des Verbands zeigten sich im Zuge dessen viele verunsichert darüber, inwiefern sich das DRK in Brandenburg in solche Debatten einmischen und an Protesten teilnehmen darf. In Online-Formaten luden wir mehrfach zum Austausch mit Ihnen ein, da es offenbar Beratungsbedarf zur konkreten Umsetzung unserer Grundätze gab. Warum sind solche Austausche wichtig?

Unsere Grundsätze sind eigentlich sehr eindeutig. Solche Austausche sorgen aber dafür, dass wir uns immer wieder unser Kerngut bewusst machen: Als Rotes Kreuz müssen wir jederzeit mit allen Parteien sprechen können, um unsere Positionen zugunsten Betroffener gegenüber allen Akteuren auf der politischen und nichtpolitischen Bühne vertreten zu können – sei es in Konflikten, in Vorkonflikten oder in demokratischen Prozessen.

Das ist nur möglich, wenn wir als Rotes Kreuz von allen als neutral und unparteilich akzeptiert werden. Wir können nicht als Vermittler und Interessenvertreter der Schwächsten der Gesellschaft auftreten, wenn wir zu einer Partei in einem Konflikt dazugezählt werden. Das gilt international wie national.

Sie haben dabei auch immer wieder herausgestellt, was unser Auftrag als Rotes Kreuz ist.

Unser Auftrag ist, im Ernstfall Zugang zu potenziellen Opfern zu haben. Punkt. Dafür sorgen die Grundsätze Neutralität und Unparteilichkeit. Wir müssen aber verstehen, dass diese Grundsätze nicht „gut“ oder „schlecht“ bedeuten, sondern lediglich sicherstellen, dass wir Zugang zu Opfern haben, wo es sonst keiner mehr hat.

Wir haben jedoch keinen politischen Auftrag. Wir haben kein Mandat, politisch zu erziehen oder bestimmte Gesellschaftsformen zu schützen oder zu übertragen. Demokratie ist Auftrag für uns als Staatsbürger, aber nicht für uns als Rotes Kreuz. Das muss man trennen. Es ist wichtig, anzuerkennen, dass das Rote Kreuz in einer Zivilgesellschaft genauso wie in einem bewaffneten Konflikt seine Rolle hat und andere Akteure ihre Rollen haben. Es braucht das Rote Kreuz, es braucht politische Parteien, es braucht Menschenrechtsorganisationen und so weiter – jeweils mit ihrem eigenen Auftrag.

Ist politisches Engagement im Namen des Roten Kreuzes grundsätzlich ausgeschlossen?

Wir können uns als Rotes Kreuz sehr wohl politisch engagieren – im Rahmen unseres Mandats, also für potenzielle Opfer. Wir können uns aber nicht politisch engagieren für oder gegen Systemfragen. Dafür sind wir nicht geschaffen. Wir müssen uns auf unser Mandat reduzieren und da sehr genau differenzieren.

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