Mit dem Ende des Betreibervertrags am 31. Januar 2025 schließt ein Kapitel, das über 14 Jahre hinweg zahlreiche Geschichten von Hoffnung, Neubeginn und Gemeinschaft schrieb. Seit dem 1. Juni 2010 betrieb der DRK-Kreisverband Brandenburg an der Havel e.V. die Gemeinschaftsunterkunft in der Flämingstraße – einen Ort, der für Menschen aus aller Welt ein vorübergehendes Zuhause wurde und weit mehr als nur eine Unterkunft bot.
Ein Ort der Vielfalt und des Miteinanders
Die Gemeinschaftsunterkunft (GU) Flämingstraße bot Platz für 276 Bewohnende in zwei Gebäuden sowie weiteren 15 Verbundwohnungen. Menschen aus unterschiedlichsten Ländern wie Kamerun, Pakistan, Syrien, Afghanistan, Kenia, Tschad, Eritrea, Somalia, China, Iran, Irak, Russland, Vietnam und der Ukraine fanden hier eine Zuflucht.
Die kulturelle Vielfalt prägte das Leben in der Einrichtung maßgeblich. Sie brachte Herausforderungen, aber auch die Chance, die Schönheit und den Reichtum dieser unterschiedlichen Kulturen zu erleben und voneinander zu lernen.
Von der ersten Begrüßung bis zum Moment, in dem die Bewohner ihre nächsten Schritte wagten, war die GU nicht nur ein Dach über dem Kopf. Sie war ein Ort, an dem Sprachen, Traditionen und Lebenswege zusammenflossen und eine Gemeinschaft entstand, die Brücken zwischen Welten baute.
Ein Zuhause voller Leben und Wärme
Die Gemeinschaftsräume – eine Bibliothek, ein Spielzimmer für Kinder, ein Krankenzimmer und ein Gemeinschaftsraum – waren Dreh- und Angelpunkt des sozialen Miteinanders. Hier wurde nicht nur gespielt, gelesen oder Hilfe geleistet, sondern auch gelacht und diskutiert. Viele Freundschaften enstanden dort. Mit der Unterstützung von Ehrenamtlichen kamen unzählige wertvolle Momente zustande:
Gemeinsame Weihnachtsfeiern, bei denen die Kinder die Bräuche ihrer Nachbarn kennenlernten, Plätzchen backten und den Weihnachtsbaum schmückten; Osterbasteln, das die Flure der GU mit bunten Karten und Körbchen füllte; Ausflüge, darunter Schwimmunterricht im Marienbad und ein Tag im Barfußpark, bei dem die Kinder gemeinsam lachten und spielten – unabhängig von Sprachbarrieren, die in solchen Momenten gänzlich bedeutungslos wurden.
All diese Aktivitäten zeigten, dass Integration nicht nur ein Begriff ist, sondern ein lebendiger Prozess, der durch gemeinsame Erlebnisse und menschliche Nähe wächst.
Ein Gebäude mit Geschichte
Der Plattenbau, der die GU beherbergte, ist selbst ein Zeugnis der gelebten Vielfalt. Zu DDR-Zeiten diente das Gebäude als Wohnstätte für Vertragsarbeiter des Getriebewerkes, darunter Menschen aus Vietnam und Angola. Diese Geschichte setzt sich nun in den Geschichten der vielen geflüchteten Menschen fort, die hier in den letzten anderthalb Jahrzehnten ein Zuhause fanden.
Dankbarkeit und Abschied
Der Abschluss des Betreibervertrags markiert das Ende einer Ära, in der die GU Flämingstraße mehr war als nur eine Adresse. Sie war ein Ort der Unterstützung, der Integration und der Menschlichkeit. Der DRK-Kreisverband Brandenburg an der Havel e.V. hat hier in Zusammenarbeit mit zahlreichen engagierten Mitarbeitenden und Ehrenamtlichen einen Raum geschaffen, der für viele Menschen zum Wendepunkt ihres Lebens wurde.
Die GU war nicht nur ein Zufluchtsort in schwierigen Zeiten, sondern auch eine Brücke in eine neue Zukunft. Mit ihrem Abschluss bleibt die Erinnerung an ein Projekt, das gezeigt hat, wie viel Kraft in Gemeinschaft, Mitgefühl und gegenseitigem Respekt liegt.
Danke an alle, die diese Zeit mit ihrem Engagement, ihrer Zeit und ihrem Herzen geprägt haben. Die GU Flämingstraße mag schließen, aber ihr Geist wird in den Geschichten der Menschen, die sie durchlaufen haben, weiterleben.
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