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DRK-Frauenhaus in Guben bietet Schutz für Betroffene von häuslicher Gewalt

Eine Frau mit Rotkreuz-Shirt lächelt einer Frau zu, die gerade Wäsche aufhängt.

Ein sicherer Ort. Ein Bett, auf das man sich setzen und die Angst loslassen kann. Zumindest für den Moment, für das Jetzt. Wenn Frauen ins Frauenhaus Guben kommen, liegen Tage, Monate oder Jahre hinter ihnen, in denen sie – und vielleicht auch ihre Kinder – häusliche Gewalt erfahren haben. Das Haus in Trägerschaft des DRK-Kreisverbands Niederlausitz e. V. bietet ihnen einen geschützten Raum.

„Für viele ist das Frauenhaus die letzte oder sogar die einzige Möglichkeit, sich aus einer von Gewalt geprägten Beziehung zu lösen“, sagt Susan Brose. Sie leitet die Einrichtung seit 2004. Susan Brose ist eine erfahrene Sozialarbeiterin. Über konkrete Fälle spricht sie selbstverständlich nie, auch die Anonymität ist für die betroffenen Frauen ein wichtiger Schutz. Klar ist aber: Kontakte mit gewaltbereiten Tätern hat Susan Brose immer wieder – zum Beispiel, wenn eine Frau Unterlagen aus der ehemaligen Wohnung holen muss und von der Sozialarbeiterin begleitet wird. Manche Frauen kommen nur mit einer hastig gepackten Tasche und einem Ausweis ins Frauenhaus. Manche mit nichts.

Gegründet wurde das Frauenhaus im Juni 1992, 2008 ging es in die Trägerschaft des DRK über. Zehn Plätze stehen aktuell zur Verfügung: vier für Frauen, sechs für Kinder. Zwei große Familienzimmer, eine Gemeinschaftsküche, ein Wohnzimmer, ein Bad und ein kleiner Garten gehören zu der Einrichtung. Seit 2025 ergänzt eine Frauennotwohnung in Forst das Angebot.

DRK-Mitarbeiterinnen leiten im Frauenhaus Hilfe zur Selbsthilfe

Die Arbeit des Frauenhauses basiert auf klaren Prinzipien: Anwaltschaftliche Vertretung– die Mitarbeiterinnen unterstützen die Bewohnerinnen und sind auf ihrer Seite – Autonomie, Wertschätzung und Hilfe zur Selbsthilfe. „Wir möchten Frauen ermutigen, ihre Lebenssituation selbst zu gestalten“, sagt Susan Brose.

Der Einzug erfolgt in der Regel nach telefonischer Kontaktaufnahme durch die betroffene Frau oder vermittelt über Stellen wie Polizei, Jugendämter oder Krankenhäuser. In einem ersten Beratungsgespräch wird geklärt, wie akut die Situation ist, ob Kinder mitbetroffen sind und welche Form der Hilfe nötig ist. Bei der sogenannten Rufbereitschaft außerhalb üblicher Bürozeiten wechseln sich die drei Mitarbeiterinnen des Hauses ab. Am Wochenende unterstützen sechs ehrenamtlich arbeitende Frauen das Team.

Begleitung von der Wohnungssuche bis zu Gerichtsterminen

Das Team der Angestellten besteht aus drei Mitarbeiterinnen: der Leiterin Susan Brose, einer weiteren Sozialarbeiterin, die zehn Wochenstunden in der Einrichtung arbeitet, und einer Heilerziehungspflegerin. Letztere kümmert sich vor allem um die Kinder im Haus und ihre Bedürfnisse.

„Wir begleiten die Frauen bei allen nötigen Schritten – vom ersten Antrag bis zur Wohnungssuche, vom Besuch bei Behörden bis zur Beratung beim Anwalt sowie zu Gerichtsterminen“, erklärt Susan Brose. Die drei Mitarbeiterinnen erledigen alle Aufgaben im Haus: Beratung, Dokumentation, Öffentlichkeitsarbeit – bis zur Endreinigung der Räume, wenn die Frauen und Kinder ausziehen.

Stabilisierende Angebote für die Kinder

Mütter im Haus erhalten Unterstützung bei der Schul- und Kitaplatzsuche, für ihre Kinder gibt es psychisch stabilisierende Angebote und die Möglichkeit, trotz der belastenden Situation einen altersgerechten Alltag zu erleben. „Die Kinder sollen das Gefühl bekommen: Hier beginnt etwas Neues und das darf auch schön sein“, sagt die Einrichtungsleiterin.

Umfangreich Beratung und Vernetzung mit anderen Angebotsstellen

Neben der Unterbringung bietet das Frauenhaus mit seiner angeschlossenen Beratungsstelle auch präventive und nachgehende Hilfen. Die Beratung ist offen für alle von häuslicher Gewalt betroffenen Personen – auch für Menschen, die (noch) nicht ins Haus ziehen möchten oder können. Das Haus ist eng vernetzt mit weiteren Angeboten des DRK-Kreisverbands wie einer Schuldnerberatung und einer Selbsthilfegruppe für Frauen in toxischen Beziehungen. Für die Erstversorgung in Notsituationen steht eine Kleiderkammer bereit. „Diese kurzen Wege sind Gold wert“, sagt Susan Brose. Der bisher längste Aufenthalt im Haus betrug zwei Jahre. Seit 2024 können die Frauen kostenfrei dort wohnen.

Größte Herausforderung: zu wenig Plätze

Die Nachfrage für das Frauenhaus in Guben ist hoch. „Wir mussten in den letzten Monaten einige Frauen abweisen, weil wir keinen Platz hatten“, sagt die Leiterin. Besonders problematisch sei es bei Frauen mit mehr als vier Kindern. Diese Betroffenen muss das Team an andere Häuser weitervermitteln, da eine größere Familie das Haus komplett belegen würde.

Fälle von häuslicher Gewalt und Femiziden nimmt zu

2023 wurden laut Bundeskriminalamt über 180.000 weibliche Opfer häuslicher Gewalt in Deutschland polizeilich erfasst. Das sind über 70  Prozent aller Betroffenen. In Brandenburg registrierte die Polizei im selben Jahr über 6.300 Fälle häuslicher Gewalt. Die Tendenz ist steigend, die Dunkelziffer wird in dem Bereich von Expert*innen als besonders hoch eingeschätzt. Die Zahl der Femizide nimmt bundesweit zu: Im Jahr 2024 wurden in Deutschland 104 Frauen von Partnern und Ex-Partnern getötet. Auch in Guben gab es im Jahr 2024 einen Femizid.

Neben körperlichen Übergriffen treten vermehrt psychische Gewalt und digitale Kontrolle auf. Viele Frauen haben – auch – sexualisierte Gewalt erfahren. „Was wir in den Gesprächen erfahren, ist oft nur ein Ausschnitt dessen, was die Frauen erlebt haben“, sagt Susan Brose.

Wie die Feuerwehr

Was braucht es, um Gewalt gegen Frauen wirksam zu bekämpfen? Aus Sicht von Susan Brose: eine größere Anzahl an Frauenhausplätzen, mehr Personal, mehr politische Aufmerksamkeit. Frauenhäuser sind systemrelevant. Es gibt keinen verbindlichen Personalschlüssel für sie. „Wir sind wie die Feuerwehr – wir greifen ein, wenn es brennt.“ Sie wünscht sich für ihr Haus ein Familienzimmer, in dem auch größere Familien wohnen können und eine bessere personelle Ausstattung. Und, ganz wichtig: Barrierefreiheit, um auch Frauen und Kindern mit Behinderung Schutz bieten zu können. „Wir schaffen die Voraussetzungen für einen Neuanfang“, sagt Susan Brose.

  • Kontakt und mehr zum Frauenhaus in Guben finden Sie hier.

Text: Brandenburg Media/Stephanie Drees

Symbolbild: A. Zelck / DRK-Service GmbH

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