„Leise rieselt der Schnee, still und starr liegt der See, weihnachtlich glänzet der Wald: Freue dich, Christkind kommt bald.“ So lautet die erste Strophe des Liedes, das am Schluss von Eduard Ebels 86 Seiten umfassenden Band Gesammelte Gedichte steht, der 1895 im Verlag J. Gaebel in Graudenz (heute Grudziądz) in der ehemaligen Provinz Westpreußen erschien. Ebels Gedichte zu patriotischen Themen der Zeit – meist Kaiser, Krieg und Vaterland – sind mit einer einzigen Ausnahme sämtlich in Vergessenheit geraten: „Leise rieselt der Schnee“ ist zu einem der am weitesten verbreiteten Weihnachtslieder im deutschsprachigen Raum geworden. Das Lied kennt jeder hierzulande, seinen Verfasser hingegen kaum jemand.
Eduard Ebel stammte aus Westpreußen, aus Stargardt. Nach dem Studium der Theologie in Königsberg verschlug es ihn zunächst nach Hamburg. Dort war er 1863/64 „Oberhelfer“ (Pfarramtskandidat) am Rauhen Haus in Hamburg – übrigens zu der Zeit, als Zöglinge dieses Hauses als Sanitäter im Deutsch-Dänischen Krieg tätig waren und von Rotkreuzmitgründer Louis Appia ausdrücklich gelobt wurden, der dort gerade die Möglichkeiten der Genfer Konvention erkundete.
Nach drei Jahren als Pastor an der französisch-deutschen Evangelischen Gemeinde in Beirut kehrte Ebel nach Westpreußen zurück. Zunächst Prediger und Seelsorger im Diakonissenhaus zu Königsberg, wurde er schließlich 1872 Pfarrer der evangelischen Gemeinde in Graudenz. Als er 1904 in den Ruhestand trat, siedelte er nach Halle um, wo er ein Jahr später starb.
Neben seiner kirchlichen Tätigkeit fand Ebel die Zeit zu eifriger literarischer und journalistischer Tätigkeit. Er verfasste Gedichte und schrieb fleißig Beiträge für eine Reihe regionaler Zeitungen.
Verdienste für das Rote Kreuz
Auch für das Rote Kreuz und insbesondere für die Rotkreuzfrauen hat Eduard Ebel sich wohl große Verdienste erworben – so große, dass Kaiserin Auguste Victoria ihn mit einer von ihr persönlich unterzeichneten Ehrenurkunde auszeichnete. Was freilich er Bedeutendes für den Vaterländischen Frauenverein vom Roten Kreuz bewirkt hat, lässt sich bisher nicht ergründen: Nach seinem Weggang vom Rauhen Haus verliert sich vorerst die archivalische Spur.
Sein Lied ist bis heute populär. Ebels Weihnachtslied ist der Auftakt einer CD, die das Deutsche Rote Kreuz vor einigen Jahren unter seinen Mitgliedern verteilte. Und bis 1955, als das Urheberrecht an diesem Lied erlosch, konnte sich Ebels Tochter über jährlich rund 10.000 DM Weihnachtsgeld freuen.
Louis Appia trug im deutsch-dänischen Krieg als erster die Rotkreuz Armbinde.
Da haben Sie recht. Diese Armbinde von Louis Appia ist erhalten und befindet sich heute im Internationalen Rotkreuzmuseum in Genf; eine stilisierte Nachbildung ziert den Gedenkstein in Düppel.