Rotkreuzgeschichte Wofür wir stehen

Glanzlicht im Rotkreuz-Museum: Was es mit den Überraschungseiern aus dem Osten auf sich hat

In vielen Kulturen und Religionen hat der Umgang mit Eiern eine Jahrtausende alte Tradition: Ob sie bemalt oder anderweitig dekoriert werden, ob sie das eigene Haus schmücken oder zu besonderen Anlässen verschenkt werden. Im Christentum verbinden sich solche Traditionen mit Ostern, allseits bekannt sind hierzulande die besonderen Techniken, die die Sorben pflegen.

Auch die russische Zarin Alexandra Fjodorowna (1872-1918) liebte solche bemalten Eier so sehr, dass sie in der kaiserlichen Porzellanmanufaktur Exemplare aus Porzellan herstellen ließ. Die dem Russischen Roten Kreuz verbundene Zarin ließ solche Eier mit ihrem Monogramm – den ineinander verschlungenen kyrillischen Buchstaben für A und F – und dem roten Kreuz verzieren.

Seltenes Ei kommt ins Rotkreuz-Museum

Eine durch die oben und unten vorhandenen Löcher gezogene Kordel ermöglichte es, das Ei dekorativ zu platzieren. Über ein solches Geschenk der Zarin aus dem Jahr 1915 durfte sich ein ausgewählter Personenkreis freuen. Eines der selten erhaltenen Exemplare stand kürzlich in einem Berliner Auktionshaus zur Auktion, und das Rotkreuzmuseum erhielt den Zuschlag.

Eine besondere Form des fantasievollen Umgangs mit Ostereiern ist das aus verschiedenen Materialien und in verschiedenen Größen nachempfundene Ei als „Umverpackung“ für etwas andere. Am bekanntesten ist seit rund 50 Jahren das „Überraschungs-Ei“ für Kinder. Die enthaltenen Figuren haben inzwischen einen weiten Sammlermarkt nicht nur unter Kindern gefunden.

Die Eier aus Porzellan im Rotkreuz-Muster sind Schmuckstücke.

Fabergé-Eier für Präsidentin des Russischen Roten Kreuzes

Eine prunkvolle Form solcher Eier schuf aber schon vor mehr als 100 Jahren der Petersburger Juwelier Carl Fabergé (1846-1920) für die russische Oberschicht. Selbst Zar Nikolaus fand an diesen Eiern gefallen und beauftragte Carl Fabergé mehrfach. Die Eier nutzte er als Geschenk für seine Mutter, die Zarinwitwe Maria Fjodorowna (1847-1928) vorgesehen. Sie war von 1894 bis 1917 die Präsidentin des Russischen Roten Kreuzes – und diese Funktion sollte die Dekoration des Eies aufgreifen.

Fabergé-Ei mit Rotkreuz-Medaillon gekrönt

Das aus Gold, Silber und Emaille gefertigte Ei steht auf einem mit Diamanten besetzten goldenen Dreifuß. Wenn man die Ei-Spitze öffnet, enthält es in seinem Inneren eine Art Paravent aus fünf handgemalten Miniaturen, die mit einem Rotkreuz-Medaillon bekrönt sind.

Sie stellen beim Original-Ei fünf weibliche Mitglieder der Zarenfamilie dar, die in diversen Kriegen als Schwestern Kranke und Verwundete gepflegt haben. Auf der Bemalung des Eies sind die Jahreszahlen 1914 und 1915 vermerkt.

Fabergé-Eier für die Präsidentin des Russischen Roten Kreuzes. (Foto: Stiftung Rotkreuz-Museum im Land Brandenburg)

Von St. Petersburg nach Richmond

Den Plünderungen infolge der Oktober-Revolution fiel auch dieses Ei zusammen mit anderen Gegenständen aus dem Besitz der Zarin zum Opfer. Von St. Petersburg gelangte es in die USA und dort über verschiedene Wege schließlich nach Richmond ins Virginia Museum of Fine. Dort gehört es heute zu den Prunkstücken der Sammlung.

Auch die fast detailgetreue Kopie (zwei der porträtierten Familienangehörigen sind durch das Zarenpaar selbst ersetzt) dieses Eies, die vor kurzem den Weg ins Luckenwalder Museum fand, gibt eine Ahnung von der verschwenderischen Pracht des Originals.

0 Kommentare zu “Glanzlicht im Rotkreuz-Museum: Was es mit den Überraschungseiern aus dem Osten auf sich hat

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert