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DRK-Pflegeeinrichtung in Mahlow: Wie Mathias Vagt in der Corona-Krise den Beruf des Altenpflegers für sich entdeckt hat

Mathias Vagt Azubi Pflege_PIXLR

Mathias Vagt hat in der Corona-Pandemie eine Ausbildung zur Altenpflegefachkraft im DRK-Seniorenbetreuungszentrum „Prießnitz-Haus“ in Mahlow begonnen. Was es heißt, in Krisenzeiten als Azubi durchzustarten und warum ihn die Arbeit begeistert.

Einhergehend mit den vielfältigen Herausforderungen für unsere haupt- und ehrenamtlichen Mitstreitenden soll an dieser Stelle jemand zu Wort kommen, der mitten in seiner Ausbildung steckt: Mathias Vagt, Auszubildender im dritten Lehrjahr zur Altenpflegefachkraft. Es ist seine zweite Ausbildung. Im ersten Leben war er Eisenbahner.

Herr Vagt, wie läuft Ihre Ausbildung derzeit ab?

Mathias Vagt: Ich freue mich darauf, wenn ich am 30. September 2021 meine Ausbildung beendet haben werde. Dann bin ich examinierter Altenpfleger und kann noch intensiver einsteigen. Im Moment ist die Situation natürlich sehr herausfordernd: Ich habe Wechselunterricht: vier Wochen Praxis und vier Wochen Theorie. Seit Ende 2020 haben wir Online-Unterricht, aber – ganz ehrlich – acht Stunden am Computer sind nicht einfach.

Wie haben Sie die vergangenen Monate erlebt?

Mathias Vagt: Neben meiner theoretischen Ausbildung war ich natürlich ganz regulär in meiner Einrichtung, dem Prießnitz-Haus in Mahlow, tätig und habe – wie alle anderen Kolleginnen und Kollegen auch – unter verschärften Hygieneanforderungen unsere Bewohner betreut. Wir sind uns unserer Verantwortung sehr bewusst. Alle haben ihre Kontakte auch im privaten Umfeld reduziert, um bloß nicht das Coronavirus ins Haus zu holen.
Für unsere Bewohnerinnen und Bewohner war es wahrscheinlich viel schwieriger. Sie sahen uns nur noch hinter Masken und oft mit Abstand, waren oft allein, da ja keine Veranstaltungen stattfanden und Betreuungsangebote wegfielen. Mir ist es wichtig, mit ihnen im Gespräch zu bleiben. Und wir haben darauf geachtet, dass wir uns im Team nicht verlieren. Die Situation besserte sich, seitdem alle regelmäßig getestet werden konnten und nun geimpft sind.

Sie haben sich ganz bewusst für den Pflegeberuf entschieden – als Quereinsteiger und nochmal ganz von vorn angefangen. Wie haben Sie den Applaus wahrgenommen? Welche Erfahrungen machen Sie, wenn Sie von ihrem Werdegang erzählen?

Mathias Vagt: Ich fand es emotional schön, dass es solche Aktionen gab. Ich bin stolz, dazuzugehören, einer von den Altenpflegern zu sein, für die geklatscht wurde. Anerkennung ist immer ein gutes Gefühl. Für mich war es richtig, diesen Beruf zu wählen. Ich arbeite gern mit Menschen und bin sehr sozial in allem. Nur: Wer in diesem Beruf arbeitet, weiß auch, was es wirklich heißt, für alte Menschen da zu sein. Außenstehende denken oft: „Oma wird gewaschen“, dabei ist es so viel mehr.
Seit Corona kommt auch von den Angehörigen viel mehr positive Resonanz oder auch mal eine Blume für die Station. Im April 2020 habe ich ein Flötenkonzert organisiert: Die Musikerin stand draußen vor dem Haus. Wir haben unsere Bewohnerinnen und Bewohner auf ihre Balkone oder ans Fenster geschoben. Das kleine Konzert war sehr emotional, es sind sogar Tränen geflossen. In solchen Situationen weiß man, dass man alles richtig gemacht hat. Aufgrund meines Alters – ich bin 41 Jahre alt – bin ich sicher nicht der typische Azubi. In der Schule bin ich Klassenältester – und erfahre sowohl dort als auch in meiner Einrichtung Respekt und offene Arme.

Was unterscheidet ihrer Meinung nach das Deutsche Rote Kreuz von anderen Trägern?

Mathias Vagt: Mir gefällt am besten, dass wir sehr familiäre Einrichtungen haben. Man kennt sich, es ist nicht anonym. Das gilt sowohl für die Bewohnerinnen und Bewohner als auch für meine Kolleginnen und Kollegen. Nebenbei ein freundliches Wort tut niemandem weh und wenn man mal einen schlechten Tag hat, merken es unsere Bewohner auch. Das kommt vor, aber wir stützen uns gegenseitig. Das ist eine Frage der inneren Haltung: Wir arbeiten mit Herz. Das gilt im Übrigen auch für die Kollegen in der Verwaltung – das kann ich als „alter“ Azubi sagen. Wir gestalten unsere Arbeit.
Dazu gehört aber natürlich auch eine gute Ausbildungsvergütung, die sich von der anderer Träger wesentlich unterscheidet. Aber auch solch vermeintlich nebensächliche Dinge wie die Organisation eines freien Wochenendes, bevor am Montag die Schule wieder losgeht, gehört dazu. Oder ein Azubi-Treffen zusammen mit den Praxisanleitern. Das gab es in unserem Kreisverband. Dadurch hatte man einen Blick über den Tellerrand, konnte sich austauschen und andere Praxisanleiter kennenlernen.
Das wünsche ich mir auch für unsere neuen Azubis. Gerade weil es viele Vorbehalte gegen unseren Beruf gibt, sollten wir viel mehr über die vielen schönen, lustigen und zutiefst befriedigenden Erfahrungen berichten. Stress gibt es in jedem Beruf. Es ist immer auch eine Frage der inneren Einstellung. Und wenn ich etwas weiß, dann, dass ich meinen Beruf nicht mehr tauschen möchte.

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