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5 Fragen an Erste-Hilfe-Ausbilderin Diana Rösler: Warum Sorgen und Ängste vor Erster Hilfe unbegründet sind

Erste-Hilfe-Ausbilderin Diana Rösler

Egal, ob stabile Seitenlage, Herzdruckmassage mit einem Defibrillator oder das Anlegen eines Druckverbands: Als Erste-Hilfe-Ausbilderin und Landesausbilderin in den DRK-Landesverbänden Berlin und Brandenburg bringt Diana Rösler Menschen Erste Hilfe bei und hält deren Erste-Hilfe-Wissen fit. Anlässlich des internationalen Tags der Ersten Hilfe haben wir ihr fünf Fragen zum Thema Ängste und Sorgen von Menschen bezüglich Erster Hilfe gestellt – und warum diese unbegründet sind.

Hallo Frau Rösler, wie kommt es, dass Menschen Sorgen und Ängste haben können, wenn sie Erste-Hilfe-Maßnahmen anwenden sollen?

Diana Rösler: Das hat meiner Meinung nach mehrere Gründe. Einen Aspekt sehe ich darin, wie Erste-Hilfe-Maßnahmen in Film und Fernsehen dargestellt werden. Zum Beispiel wird die Herz-Lungen-Wiederbelebung teilweise so dramatisiert, sodass sich Irrtümer und Druck bei Zuschauenden aufbauen. Generell erlebe ich es immer wieder in Erste-Hilfe-Kursen, wie Teilnehmende mir bei so manchen Übungen sagen: Das ist ja gar nicht so dramatisch, wie es im Fernsehen gezeigt wurde.

Die Darstellung in Film und Fernsehen ist das eine. Hängen mögliche Sorgen und Ängste auch mit einer Unsicherheit zusammen, bei Erste-Hilfe-Maßnahmen etwas falsch machen zu können?

Ganz bestimmt. So einige Verkehrsteilnehmende haben ihren letzten Erste-Hilfe-Kurs beim Auto- oder Motorradführerschein absolviert, der Jahre und manchmal Jahrzehnte zurückliegt. Dabei ist es unheimlich wichtig, sein Erste-Hilfe-Wissen frisch zu halten, es sich immer und immer wieder ins Gedächtnis zu rufen. Meist findet erst ein Umdenken statt, wenn persönliche Erfahrungen passieren, die die Wichtigkeit der Ersten Hilfe vor Augen führen. Viele Menschen scheinen es zu verdrängen, wie schnell eine Hilfeleistung nötig sein kann.

Ich bin mit dem Auto unterwegs und bemerke eine verletzte Person auf einem Radweg. Was ist dann zu tun?

Zunächst einmal ist es das Wichtigste, anzuhalten und direkt zu helfen. Wer hilft, kann nichts falsch machen. Als Erstes steht dann der Selbstschutz ganz oben, also dass man sich selbst oder andere auf dem Weg zur verletzten Person nicht in Gefahr bringt. Dann gilt es, die Unfallstelle abzusichern, einen Notruf per 112 abzusetzen und für die verletzte Person da zu sein. Wie geht es der Person? Ist sie ansprechbar? Man darf nicht vergessen: Alleine das Gefühl, für jemanden da zu sein und eine Situation gemeinsam zu bewältigen, hat ein enormes Hilfspotenzial. Und selbst, wenn man sich vor Ort bei Erste-Hilfe-Maßnahmen unsicher ist: Wählt man die 112 und setzt den Notruf ab, hat man die bestmögliche Erste-Hilfe-Unterstützung am Telefon.

Warum?

Notrufe nehmen Mitarbeitende der Leitstelle entgegen, sogenannte Leitstellendisponentinnen und -disponenten. Dabei handelt es sich um erfahrene Mitarbeitende aus Rettungsdienst und Feuerwehr, die in Sachen Erster Hilfe bestens geschult sind und bei allen Nachfragen helfen. Setze ich einen Notruf ab und gebe durch, wo was passiert ist, wie viele Personen betroffen sind und welche Verletzungen vorliegen, ist ja auch immer ein Warten auf Rückfragen Teil des Notrufs. Dabei sind nicht nur Rückfragen aus der Leitstelle gemeint, sondern auch man selbst kann jegliche Fragen stellen und Unsicherheiten äußern. Egal, ob bei der stabilen Seitenlage, beim Anlegen eines Druckverbands oder bei der Reanimation: Die Leitstellendisponentinnen und -disponenten können bei allen Maßnahmen der Ersten Hilfe unterstützen. Man muss ihnen nur exakt schildern, wie die Lage vor Ort ist.

So einige Menschen verknüpfen Erste-Hilfe-Maßnahmen mit Situationen im Straßenverkehr. Inwiefern ist Erste Hilfe auch außerhalb des Straßenverkehrs von Bedeutung?

Erste Hilfe ist sogar weniger im Straßenverkehr, sondern vor allem im sonstigen Lebensalltag relevant. Wenn wir beim Verlassen der Dusche ausrutschen, auf unebenen Fußwegen ins Stolpern kommen oder auf der Arbeit eine Kreislaufschwäche haben: In allen vorstellbaren Situationen des Alltags können Momente passieren und Menschen spontan auf Erste-Hilfe-Maßnahmen angewiesen sein. Es ist also definitiv ratsam, regelmäßig Erste-Hilfe-Fortbildungen zu besuchen und auf genau solche Momente vorbereitet zu sein.

Frau Rösler, Sie sind seit 1989 Rotkreuzlerin und haben viele Jahre im Rettungsdienst gearbeitet. Was macht ihrer Meinung nach Erste Hilfe aus?

Zu wissen, dass ich in meinem Alltag jederzeit Menschen in Notsituationen helfen könnte, ist ein gutes Gefühl. Das hat mich schon damals als Kind erfüllt, als ich im DRK-Ortsverband Melzow am Oberuckersee Verbände gebunden und die stabile Seitenlage geübt habe. Es ist einfach das Wichtigste, dass Menschen einander helfen. Wer hilft, kann nichts falsch machen. Und wer regelmäßig Erste Hilfe übt, gewinnt an Sicherheit – und weiß im entsprechenden Moment genau, was zu tun ist.

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