Das Rotkreuz-Museum in Luckenwalde beherbergt einen enormen Fundus an Objekten zur Geschichte und Gegenwart des Roten Kreuzes – regional, national und international. In seiner Dauerausstellung kann das Museum nur einen geringen Teil seiner Sammlung zeigen. Das meiste schlummert im Depot und wartet darauf, zum Leben erweckt zu werden – entweder in einer Sonderausstellung oder ab sofort an dieser Stelle.
In unserer neuen Reihe „das besondere Museumsobjekt“ lernen Sie in regelmäßigen Abständen ein ausgewähltes Museumsobjekt kennen. Sie lesen Wissenswertes zum Objekt oder erfahren von der Geschichte, die mit dem Objekt verbunden ist.
Den Auftakt macht Henry Dunant. Unter den zahlreichen Darstellungen des Rotkreuzgründers sticht das hier vorgestellte Porträt heraus.
Henri Dunant in Öl
Stephen Hawking, Elie Wiesel, Peter Ustinov, Benazir Bhutto und viele andere aus Wissenschaft, Politik, Literatur, Musik und anderen Bereichen haben der renommierten Berliner Porträt-Malerin Ursula Wieland Modell gesessen.
Auf photographische Vorlagen war sie hingegen angewiesen, als sie Mitte der 1980er Jahre eine Reihe von Dunant-Porträts schuf. Damals lebte Ursula Wieland in Genf und stand mit der Internationalen Föderation der Rotkreuz- und Rothalbmondgesellschaften in Verbindung.
Während der Vorbereitung eines Wohltätigkeitsprojekts fragte man sie, ob sie nicht den Rotkreuz-Gründer Henry Dunant porträtieren wolle. Sie wollte! Es entstanden mehrere Porträts von Dunant in verschiedenen Posen und Lebensaltern. Sie wurden damals in Genf zugunsten des Roten Kreuzes versteigert.
Eines von ihnen hängt heute im Foyer der Föderation selbst, andere schmücken weltweit Rotkreuzeinrichtungen oder befinden sich in Privatbesitz.
Geschenk der Künstlerin an das Rotkreuz-Museum
Nicht alle Gemälde wurden damals versteigert. Einige wenige blieben im Besitz der Künstlerin.
Durch einen glücklichen Zufall entstand die Verbindung von Ursula Wieland zum Luckenwalder Rotkreuz-Museum. Der Ehrenpräsident unseres Landesverbands, Dr. Kaspar von Oppen, hatte sie vermittelt.
Frau Wieland war von der Idee des Rotkreuz-Museums so fasziniert, dass sie sich spontan entschloss, dem Museum eines der Dunant-Porträts, die sich noch in ihrem Besitz befanden, zu schenken.
Henri Dunant vier Jahre vor Solferino
Seitdem schaut „Henri Dunant vier Jahre vor Solferino“ – so der Titel des Porträts aus dem Jahr 1986 – dem Besucher der Luckenwalder Dauerausstellung entgegen.
Das ovale Ölbild zeigt Henri Dunant im Alter von 27 Jahren. Das war im Jahr 1855, als Dunant noch nicht an ein Rotes Kreuz dachte und seinen Vornamen noch mit „i“ schrieb. Aber im selben Jahr ist er in Paris schon Mitbegründer des Weltbunds des Christlichen Vereins junger Männer. Und er ist zu der Zeit bereits im Auftrag seines Genfer Arbeitgebers in Nordafrika unterwegs.
Aus seiner Reise nach Tunesien geht sein Buch Notice sur la régence de Tunis (‚Bemerkung über die Herrschaft in Tunesien’) hervor, das ihm die Tür zu wissenschaftlichen Gesellschaften öffnet. Und in Algerien ist er bereits mit seinem schicksalhaften Mühlen-Unternehmen beschäftigt, das ihn indirekt zur Rotkreuzgründung anspornen und direkt in den finanziellen Ruin treiben soll.
Aber von all dem ahnt der junge Dunant, den das Porträt im Luckenwalder Museum zeigt, noch nichts…
Sie möchten „das besondere Museumsobjekt“ gerne im Original anschauen? Wir freuen uns auf Ihren Besuch im Luckenwalder Rotkreuz-Museum!
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