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Ein Jahr nach der Hochwasser-Katastrophe im Ahrtal – DRK-Einsatzkräfte aus Brandenburg berichten

Ein Jahr nach der Flutkatastrophe im Ahrtal erinnern sich DRK-Ehrenamtliche aus Brandenburg an ihren Einsatz. Insgesamt waren rund 50 DRK-Einsatzkräfte aus dem Land Brandenburg vor Ort, einige mehrmals. Was sie besonders berührt hat: die Schicksale, die Dankbarkeit, aber auch die Kraft der Betroffenen. Und der große Zusammenhalt unter den Helfenden.

In der Nacht vom 14. auf den 15. Juli 2021 ereignet sich in Teilen von Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen eine der größten Naturkatastrophen der jüngeren Geschichte Deutschlands. Durch anhaltenden Starkregen hat sich aus dem ansonsten ruhigen Fluss Ahr ein reißender Strom gebildet. Eine meterhohe Flutwelle drückt sich durch das idyllische Ahrtal, reißt Häuser, Brücken, Straßen und auch Menschen mit. Mehr als 130 Menschen sterben bei dem Hochwasser, das Ausmaß der Zerstörung von Gebäuden und Infrastruktur ist verheerend. Nach der Flut zieht es zahlreiche Freiwillige ins Katastrophengebiet. Sie wollen helfen: aufräumen, wieder aufbauen, die Menschen in Not versorgen.

Einsatz des DRK bei der Hochwasserkatastrophe in Rheinland-Pfalz: Freiwillige Helfer vom Roten Kreuz bei der Auslieferung von Essen – 22.07.2021

Auch rund 50 DRK-Einsatzkräfte aus Brandenburg helfen im Ahrtal

Von Anfang an sind auch ehrenamtliche Einsatzkräfte des DRK im Ahrtal, darunter auch rund 50 aus Brandenburg. André Dahlke, Rotkreuzbeauftragter im DRK-Kreisverband Uckermark Ost, kommt Mitte August ins Katastrophengebiet. Sein Einsatz ist für eine Woche geplant, er hat das Glück, dass sein Arbeitgeber ihn ohne Probleme für die Zeit freistellt. Vom Versorgungsplatz 10.000 bei Bad Neuenahr-Ahrweiler aus liefert er mit weiteren Einsatzkräften Essen an die Ausgabestellen in den zerstörten Gebieten, um Betroffene sowie freiwillige Helferinnen und Helfer mit Lebensmitteln zu versorgen – rund 40 Verpflegungstouren täglich. An Spitzentagen werden in den Feldküchen bis zu 13.000 warme Mahlzeiten zubereitet.

„Das lässt einen nicht mehr los. Man kann sich das nicht vorstellen.“

André Dahlke, Rotkreuzbeauftragter im DRK-Kreisverband Uckermark Ost

André Dahlke ist seit rund 25 Jahren DRK-Mitglied, er hat schon viele Einsätze erlebt. Vergleichbar mit dem im Ahrtal war bislang keiner. „Das lässt einen nicht mehr los. Man kann sich das nicht vorstellen“, sagt er ein Jahr nach der Flut über das Ausmaß der Katastrophe. „Die Bilder aus den Medien und dann die Situation vor Ort zu sehen – das sind zwei verschiedene Welten.“

André Dahlke beim Einsatz im Ahrtal.

Noch während seines Einsatzes als Fahrer für die Verpflegungsausgabe werden weitere DRK-Ehrenamtliche für das Logistikzentrum Koblenz gesucht. André Dahlke stimmt sich mit Familie und Arbeitgeber ab und verlängert seinen Einsatz um eine Woche, dieses Mal mit einem anderen Schwerpunkt: Vom Logistikzentrum Koblenz aus werden Notstromaggregate betankt, Licht- und Funkmasten gewartet und die Abwasseraufbereitung gesteuert. André Dahlke und die anderen Fahrerinnen und Fahrer liefern Schippen, Hammer, Schrauben, Dübel, Kabel, Müllsäcke und alles, was die Helferinnen und Helfer vor Ort brauchen, an die Material- und Werkzeugstützpunkte.

In seiner zweiten Einsatzwoche liefern André Dahlke und anderer Helfende Material und Werkzeug an die Helferinnen und Helfer vor Ort.

Die Hilfsbereitschaft vor Ort ist immens

André Dahlke erinnert sich ein Jahr später an die immense Hilfsbereitschaft vor Ort: „Es gab freiwillige Helfer ohne Ende.“ DRK, THW, ungebundene Helferinnen und Helfer, „Hut ab vor allem auch vor den vielen jungen Leuten, die mit angepackt haben“.  Er erinnert sich aber auch an Begegnungen mit den Betroffenen vor Ort, Menschen, die alles verloren haben, Kinder mit ausdruckslosen Gesichtern, Geschichten von Menschen, die nach der Flut Tote gefunden haben. „So etwas vergisst man nicht. Für uns als DRK gehört es auch dazu, mit den Menschen zu reden.“ Das Schicksal, aber auch die Kraft der Betroffenen vor Ort berühren die Ehrenamtlichen.

Aus Brandenburg zum Helfen ins ferne Ahrtal? „Gar keine Frage!“

Aber auch der Zusammenhalt innerhalb des DRK hat André Dahlke beeindruckt: DRK-Kräfte aus ganz Deutschland kamen im Ahrtal zusammen. Auf überraschte Fragen danach, dass sie eigens aus Brandenburg gekommen sind, um im Ahrtal zu helfen, sagen André Dahlke und andere DRK-Ehrenamtliche: „Ja, sicher, das ist doch gar keine Frage!“

Einsatz des DRK bei der Hochwasserkatastrophe in Rheinland-Pfalz: HelferInnen vom Roten Kreuz bei Aufräumarbeiten in Dernau, Landkreis Ahrweiler, Rheinland-Pfalz – 22.07.2021

Sieben Wochen im Einsatz – am Ende fließen Tränen

Von einem bleibenden Eindruck des Einsatzes berichtet auch Daniel Koska vom DRK-Kreisverband Forst Spree-Neiße. Mehrere Wochen ist er als Helfer im Ahrtal: „In den insgesamt sieben Wochen erlebte ich die unglaubliche Kameradschaft der Helfer und die Dankbarkeit der Betroffenen.“ Im ersten Einsatz überwiegt das Gefühl der Betroffenheit, später ist er froh, dass die Hilfe vor Ort so dankbar angenommen wird. Sieben Wochen Einsatz prägen: „Am letzten Einsatztag flossen dann schon ein paar Tränen, sowohl bei den Betroffenen als auch bei mir“, sagt Daniel Koska.

Viele Ehrenamtliche opfern ihren Urlaub für den Einsatz

Eric Haier vom DRK-Kreisverband Brandenburg an der Havel ist gleich eine Woche nach der Flutkatastrophe im Einsatz im Ahrtal, drei weitere Einsätze sollten bis Januar 2022 folgen. Für jede Einsatzwoche nimmt er Urlaub – nicht alle Arbeitgeber stellen ihre Mitarbeitenden für ehrenamtliche Einsätze frei, ein Umstand, den nicht nur Eric Haier bedauert: Auch DRK-Präsidentin Gerda Hasselfeldt plädierte anlässlich des ersten Jahrestags des Ahrtal-Hochwassers für eine Stärkung des Ehrenamts im Katastrophenschutz in allen Bundesländern.

DRK-Fernmelder sorgen für W-Lan und Telefonie im Katastrophengebiet

Als Fernmelder baut Eric Haier die zerstörte Telekommunikationsinfrastruktur im Ahrtal mit auf: „Wir haben in der ersten Woche W-LAN und Telefonie in das Gebiet gebracht“, sagt er. Neuralgische Punkte wie Krisenstäbe, Feuerwehren und Versorgungsstellen bekommen so nach und nach wieder Zugang zur Außenwelt.

Schicksale der Menschen berühren – und deren Dankbarkeit

Am meisten berühren Eric Haier die Schicksale der Menschen – und deren große Dankbarkeit, die er im Einsatz immer wieder zu spüren bekommt. „Viele der Menschen haben alles verloren und trotzdem begegnen sie einem mit einem Lächeln im Gesicht, bieten Kaffee oder Stulle an“, sagt er.

Eric Haier kennt Ahrweiler, hat Freunde in der Stadt, war schon öfters da. In seiner ersten Einsatzwoche möchte er sich das zerstörte Ahrweiler zunächst gar nicht anschauen, möchte es so in Erinnerung behalten, wie er es kennengelernt hat. In der zweiten Woche fährt er dann doch hin. „Da war ich dann schon sehr ergriffen“, sagt er. Nicht mehr die pittoreske Altstadt, stattdessen überall Schlamm, Geröll und ein übler Geruch in der Luft.

Oder die Begegnung mit der Polizei, die gerade einen Toten gefunden hat: „Man ist im Einsatzgebiet, hilft beim Aufbau – und dann so etwas. Das berührt natürlich sehr.“ Immerhin: Seinen Freunden aus Ahrweiler geht es gut.

„Egal, welche Katastrophensituation wir in Deutschland haben: Wenn’s darauf ankommt, haben alle das gleiche Zeichen auf der Brust.“

Eric Haier, Fernmelder beim DRK-Kreisverband Brandenburg an der Havel

Auch Eric Haier betont den großen Zusammenhalt innerhalb des DRK, über Landesverbandsgrenzen hinweg: Manche DRK-Einsatzkräfte haben sich nach Jahren beim Einsatz im Ahrtal wiedergetroffen. „So etwas schweißt natürlich sehr zusammen“, sagt er, „egal, welche Katastrophensituation wir in Deutschland haben: Wenn’s darauf ankommt, haben alle das gleiche Zeichen auf der Brust.“

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