Segelboote auf sanften Wellen, ein dunkles, überfülltes Schlauchboot auf dem blauen Meer, die Menschen darauf nur schemenhaft angedeutet, dazwischen Gemälde von Blumen, Umarmungen, Porträts, Landschaften, Abstraktionen: In der Erstaufnahmeeinrichtung für Geflüchtete in Eisenhüttenstadt war in der vergangenen Woche eine Auswahl an Kunstwerken zu sehen. Bewohnende haben sie im Kreativraum der Einrichtung angefertigt.
Die DRK-Flüchtlingshilfe Brandenburg-Ost organisierte die Ausstellung mit Unterstützung der Zentralen Ausländerbehörde des Landes Brandenburg. Ziel der Ausstellung war es, ausgewählte Exponate sowohl den Bewohnenden und Mitarbeitenden der Einrichtung zu zeigen, vor allem aber auch, diese erstmals der Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Am Montag, Mittwoch und Freitag konnten auch Interessierte von außerhalb der Einrichtung die Ausstellung besuchen und die Werke bewundern.
Geflüchtete nutzen Kreativangebote der Sozialbetreuung der DRK-Flüchtlingshilfe
Die große Bedeutung von Kreativität in der Betreuung von Geflüchteten zu verdeutlichen – das war ein Antrieb für die Ausstellung: „Viele der Menschen in den Erstaufnahmeeinrichtungen nutzen die Kreativangebote unserer Sozialbetreuung“, sagte Christine Großer, Geschäftsführerin der DRK-Flüchtlingshilfe Brandenburg-Ost, bei der Eröffnung. Das Ergebnis solcher Kreativangebote sei oft Kunst.
Im Laufe der Jahre sind dabei zahlreiche Kunstwerke entstanden, die es wert sind, einer breiteren Öffentlichkeit gezeigt zu werden.
„Die Erstaufnahmeeinrichtung ist keine Black Box. Hier leben Menschen, die ihre Emotionen künstlerisch zum Ausdruck bringen und mitunter großes Talent haben“, sagte Thomas Wiedenbeck von der DRK-Flüchtlingshilfe Brandenburg-Ost, Objektleiter der Erstaufnahmeeinrichtung in Eisenhüttenstadt. Fluchterfahrungen, Heimweh, Ängste und darüber hinaus Emotionen aller Art sind in die Bilder eingeflossen.
Die Gedanken von der Seele aufs Bild übertragen
Was bei der Verbeitung von Emotionen durch Kunst geschieht, beschreibt Antonina Pavlenko: „Beim Malen kommen die Gedanken von der Seele direkt aufs Bild.“ Das helfe beim Verarbeiten, und die Gedanken werden jenen, die das Bild betrachten, zugänglich gemacht. Interpretieren können sie es jedoch so, wie sie wollten.
„Die Kunst hat meine Seele und meinen Körper gerettet“
Antonina Pavlenko, 59 Jahre alt, ist mit ihrer Tochter und ihrer Enkelin im März vor dem Krieg in der Ukraine geflohen. Dort war sie professionelle Künstlerin, hat Kindern und Erwachsenen Kunstunterricht gegeben, in Cherson hat sie noch ein Atelier. Das Kreativangebot der DRK-Flüchtlingshilfe Brandenburg-Ost gibt ihr Halt in der Erstaufnahmeeinrichtung in Eisenhüttenstadt: „Die Kunst hat meine Seele und meinen Körper gerettet“, sagt sie. Durch die Kunst fühle sie sich gut.
Eines ihrer Gemälde zeigt abstrakte Menschenkörper, gesichtslos jene im Hintergrund, in der Dunkelheit. „Je näher sie ins Licht kommen, umso mehr sind ihre Gesichtszüge zu erkennen“, erklärt Antonina Pavlenko.
Zu verdanken war die Ausstellung auch Miroslawa Lugowska-Schiemann. Sie arbeitet als Sozialbetreuerin bei der DRK-Flüchtlingshilfe Brandenburg-Ost in der Erstaufnahmeeinrichtung in Eisenhüttenstadt. Die 65-Jährige ist Sozialpädagogin mit Schwerpunkt Kunst und Kultur. Die Idee, einen Kreativraum für Bewohnende zu errichten, war ihre. Auch die Idee, die Kunst, die in dem Raum bislang entstanden ist, der Öffentlichkeit zu zeigen. Sie wies Objektleiter Thomas Wiedenbeck darauf hin: „Die Bilder müssen raus, sonst verstauben sie hier nur.“ Der Objektleiter war überzeugt. Zum Glück – die beeindruckenden Bilder verstauben zu lassen, wäre viel zu schade.
Schulklasse der Erstaufnahmeeinrichtung ließ sich von Bildern inspirieren
Auch innerhalb der Erstaufnahmeeinrichtung kam die Ausstellung gut an: Am Freitag besuchte die Schule der Erstaufnahmeeinrichtung Eisenhüttenstadt (angegliedert an die Diesterweg-Grundschule Eisenhüttenstadt) die Kunstausstellung. Mit leisen Schritten, viel Geduld und Neugierde gingen die Schulkinder unterschiedlichen Alters durch die Ausstellung.
Sie und ihre Lehrerinnen waren begeistert von den Gemälden. Eine der Klassen verlagerte ihren Kunstunterricht sogar in die Ausstellung: Die Klasse brachte Hocker, Stifte und Blöcke mit, ließen sich von den Werken inspirieren und brachten dann ihre eigene Kunst zu Papier.
- Mehr zur DRK-Flüchtlingshilfe Brandenburg gibt es auf der Website und auf der Facebook-Seite der DRK-Flüchtlingshilfe Brandenburg.
[…] Die Gedanken von der Seele malen: Öffentliche Ausstellung mit Werken von Geflüchteten in der EAE E… […]