Die DRK-Gemeinschaftsunterkunft für Geflüchtete in Gussow liegt in einer friedlichen Umgebung, der Wind rauscht in den Bäumen, zum See sind es nur wenige Meter. „Hier kommen die Menschen zur Ruhe“, sagt Marianna Schäfer. Als Mitarbeiterin der DRK Flüchtlingshilfe Brandenburg leitet sie seit April 2022 die DRK-Gemeinschaftsunterkunft in Gussow im Landkreis Dahme-Spreewald.
Ein Aufenthalt in einer Gemeinschaftsunterkunft ist für viele Menschen ein Zwischenschritt auf dem Weg von der Erstaufnahmeeinrichtung zur eigenen Wohnung. In der Gemeinschaftsunterkunft der DRK Flüchtlingshilfe Brandenburg in Gussow leben die Menschen durchschnittlich etwa vier bis sechs Monate. „So lange braucht es, bis sich alles eingependelt hat“, sagt Marianna Schäfer. In der Regel heißt das: bis die Menschen Arbeit und eine eigene Wohnung gefunden haben.
Begleitung bei den ersten Schritten in Deutschland
In dieser Zeit unterstützt Marianna Schäfer die Menschen in der Gemeinschaftsunterkunft. Sie hilft ihnen in einem für sie fremden Land Fuß zu fassen und berät sie zum Beispiel bei sämtlichen Fragen zu Behördengängen: Wo müssen sie sich anmelden? Welche Unterlagen benötigt das Jobcenter? Wie beantragt man Kindergeld?
„Ich weiß, wonach die Ämter fragen, und kann den Menschen helfen, sich auf die Termine vorzubereiten“, sagt Marianna Schäfer. Ihr ist es wichtig, dass den Menschen gut geholfen wird, sie ihre Rechte kennen und wahrnehmen.
Jederzeit für die Bewohnenden der Gemeinschaftsunterkunft da
Wenn sie tagsüber in der Gemeinschaftsunterkunft ist, ist sie jederzeit für die Bewohnenden und ihre Fragen da. Ihr Büro steht ihnen immer offen. „Ich erkläre ihnen viel, vor allem zu bürokratischen Fragen. Egal, welche Probleme auftreten – wir können sie immer besprechen. Und wenn die Menschen mal weinen müssen, dann ist das auch in Ordnung. Ich bin auch dafür da, sie zu trösten und aufzufangen“, sagt Marianna Schäfer.
Bevor sie die Leitung der Gemeinschaftsunterkunft in Gussow übernahm, arbeitete Marina Schäfer als Hausbetreuerin der DRK Flüchtlingshilfe Brandenburg in der Erstaufnahmeeinrichtung für Geflüchtete in Wünsdorf – mit enger Anbindung an die Sozialbetreuung. Marianna Schäfer weiß dadurch, wie der Alltag für die Menschen vor der Ankunft in der Gemeinschaftsunterkunft aussah und hat so ein besonders gutes Verständnis für deren Situation.
Marianna Schäfer kam aus Kirgistan und lebte selbst als Kind mehrere Jahre in Unterkünften für Geflüchtete
Dies hat sie aber auch durch ihre eigene Geschichte: Als Zehnjährige kam sie 1990 mit ihren Eltern aus Kirgistan nach Deutschland. „Wir haben vier Jahre lang in unterschiedlichen Unterkünften gelebt. Ich weiß, wie schwer das ist – für die Kinder wie auch für die Eltern“, sagt sie. Ihr Verständnis aus der eigenen Erfahrung helfe den Menschen in der Gemeinschaftsunterkunft – und auch, dass sie Russisch als Zweitsprache kann und dadurch Sprachbarrieren zu den Bewohnenden abbaut.
Die DRK Flüchtlingshilfe Brandenburg betreibt die Gemeinschaftsunterkunft Gussow seit April 2022. Zu Beginn wohnten in der Unterkunft ausschließlich Menschen, die vor dem Krieg in der Ukraine geflüchtet waren.
Es geht nicht um Nationalitäten, sondern um Zusammenhalt
Mittlerweile kommen immer öfter auch Menschen anderer Nationalität dort unter. Das Zusammenleben funktioniert gut. „Hier geht es nicht um Nationalitäten, sondern um Zusammenhalt“, sagt Marianna Schäfer. Die Situation sei schließlich für alle Menschen hier ähnlich: Sie haben ihre Heimat verlassen, um in Deutschland Schutz zu suchen und müssen sich nun hier zurechtfinden. „Hier haben alle die gleichen Rechte und Pflichten – und alle haben es erst einmal schwer. Das schweißt zusammen.“
Außerdem halte sie sich an den DRK-Grundsatz der Neutralität – als Mitarbeiterin der DRK Flüchtlingshilfe Brandenburg gibt es für sie keine Unterschiede zwischen den Herkunftsnationen der Menschen, denen sie beim Ankommen in Deutschland hilft.
Respektvolle Begegnung von Anfang an
Marianna Schäfer legt viel Wert darauf, den Menschen von Anfang an zu zeigen, dass sie willkommen sind und respektvoll behandelt werden. „Eine Gemeinschaftsunterkunft ist so gut, wie die Menschen, die darin leben. Bei uns haben sie das Gefühl, sie sind willkommen und es wird ihnen zugehört. Die Menschen fühlen sich hier wohl und sicher.“
Und was treibt sie in ihrer Arbeit besonders an? Marianna Schäfer überlegt nicht lange: „Es ist toll zu sehen, dass die Menschen nach ihrem Auszug genau wissen, was sie in welcher Situation zu tun haben. Dass sie das, was sie mit mir gelernt haben, nun selbständig und selbstsicher umsetzen können. Das macht mich stolz auf meine Arbeit in der Gemeinschaftsunterkunft.“
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