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Wie wirkt sich klimabedingte Hitze auf (vulnerable) Menschen aus? Einblicke aus Theorie und Praxis

Klimabedingte Hitze hat Auswirkungen auf alle Menschen, vulnerable Gruppen leiden dabei besonders.

Welche Personengruppen leiden in den Bereichen der Wohlfahrts- und Sozialarbeit besonders unter Hitze?

Aufgrund des demografischen Wandels gibt es immer mehr alte und pflegebedürftige Menschen, die das DRK in Brandenburg in Pflegeeinrichtungen, Tagespflegen oder ambulant betreut. 80 Prozent von ihnen leben zuhause. Sie sind häufig von mehreren Erkrankungen betroffen, haben kein soziales Netz und sind oft einsam. Auch in Einrichtungen der Kinder- und Jugendhilfe, beispielsweise Kitas und Horte, arbeiten ältere und ggf. chronisch kranke Menschen. In Einrichtungen der Eingliederungshilfe leben Kinder, Jugendliche und Erwachsene mit körperlichen oder kognitiven Beeinträchtigungen, die einer besonders intensiven Betreuung bedürfen. Unter den Geflüchteten, die nach Brandenburg kommen und vom DRK in verschiedenen Wohnformen wie Erstaufnahmeeinrichtungen, Notunterkünften und Gemeinschaftsunterkünften betreut werden, gibt es alte Menschen und Menschen mit Beeinträchtigungen. Diese Unterkünfte besitzen meist nicht die geeignete Ausstattung, um für Hitzewellen gewappnet zu sein und Wohnräume hitzen sich daher schneller auf. Auch die Mitarbeitenden, die die Geflüchteten betreuen, sind so von den Auswirkungen von Hitze betroffen.  Auch die Freiwilligen haben im Rahmen des Freiwillgen Sozialen Jahres oder des Bundesfreiwilligendienstes in DRK-Einrichtungen mit vulnerablen Gruppen zu tun. Auf all diese Gruppen muss besonders Acht gegeben und sie müssen vor Klimaveränderungen und Hitze geschützt werden.

Wie wirkt sich Hitze auf die Einsatzkräfte der Bereitschaften aus?

Hitze begleitet auch die Bereitschaften des DRK in Brandenburg schon lange. Im Sommer kommt es häufig zu Waldbränden, durch die Hitze sind die Notaufnahmen im Sommer am Rande der Kapazitätsgrenzen und die Betreuungslage bei Großveranstaltungen verändert sich: Neben dem Anstieg von hitzebedingten Hilfeleistungen bei Sonnenstich, Hitzschlag oder Dehydrierung wirken hohe Temperaturen zusätzlich zu Faktoren wie z. B. Alkohol und Drogen als zusätzlicher Stressor auf den menschlichen Körper. So führt dieser Hitzestress u.a. auch zu vermehrter Reizbarkeit und Aggression und damit zu steigender Belastung der DRK-Einsatzkräfte. Hitzebewältigung ist daher ein wichtiges Thema, da es zu veränderten Einsatzbedingungen führt.

Vorträge zu Auswirkungen von Hitze und Präventionsmaßnahmen

Im ersten Vortrag der Veranstaltung referierte Dr. Julia Schoierer, Projektleitung am Institut für Arbeits-, Sozial- und Umweltmedizin des Klinikums München, über Klimaveränderungen und Auswirkungen von Hitze auf den Menschen. Sie stellte die Erwärmung Deutschlands seit 1951 vor und erklärte, welche Effekte Hitze auf den menschlichen Körper hat und welche indirekten Folgen Hitze haben kann – beispielsweise auf das Gesundheitswesen, die Unfallgefahr und die Infrastruktur.  Zudem sprach sie über die gesundheitlichen Folgen des Klimawandels, Beispiele sind hier Zunahme von Allergien, Erhöhung psychischer Belastung, Hauterkrankungen und Zunahme von Atemwegserkrankungen. Sie betonte dabei, dass Hitze nicht nur vulnerable Gruppen, sondern uns alle betrifft.

Im zweiten Vortrag stellten Carsten Walther und Annett Dörr von GreenAdapt den Hitzeaktionsplan Brandenburg vor. Dabei handelt es sich um ein Gutachten, das vom Gesundheits- und Umweltministerium gemeinsam beauftragt und von der Hochschule Fulda, GreenAdapt und der Gesellschaft für sozioökonomische Forschung erarbeitet wurde. Der Fokus liegt darin, vulnerable Gruppen und die Gesamtbevölkerung vor Hitze zu schützen sowie hitzebedingte Erkrankungen und Todesfälle zu senken. Der Plan beinhaltet zahlreiche Maßnahmen in verschiedenen Kontexten, um die Auswirkungen klimabedingter Hitze zu reduzieren.

Wie wird in Pflegeeinrichtungen mit Hitze umgegangen?

Elisa Hartung ist beim Berliner Institut für Gesundheits- und Sozialwissenschaften (BIGSo) Projektkoordinatorin für das Projekt „Klimagesunde Settings“, in das sie bei ihrem Vortrag Einblicke gab. Darin sollen in einem partizipativen Prozess mit Pflegeeinrichtungen in Berlin und Brandenburg nachhaltige Strukturen auf- und ausgebaut werden. Die Einrichtungen sind hier Expert*innen des eigenen Arbeitsfelds und daher auch die ersten Ansprechpersonen, wenn es um die Realisierbarkeit der Maßnahmen geht. Wichtig ist immer, die Umsetzbarkeit im Blick zu behalten und zu was auch die betreuenden Personen bereit sind. Dann können Maßnahmen wie Leitungs- anstatt Flaschenwasser, weniger Fleisch und mehr pflanzenbasierte Ernährung oder die Reduzierung von Speiseabfällen dazu beitragen, dass der CO2-Abdruck der Pflegeeinrichtungen reduziert wird. Und auch die Bewohnenden können ihren Teil zu klimagesunden Settings leisten, indem z. B. im Garten arbeiten, ihre Beweglichkeit durch körperliche Betätigung gefördert wird oder sie an Informationsveranstaltungen teilnehmen.

Antizipativer Bevölkerungsschutz mit Fokus auf Hitzebelastung

Christoph Janoschek, Referent für Krisenmanagement und Antizipation im Bevölkerungsschutz beim DRK-Landesverband Brandenburg e.V., und Moritz Krüger, Referent für Antizipation im nationalen Krisenmanagement beim DRK-Generalsekretariat, sprachen im letzten Vortrag über antizipativen Bevölkerungsschutz in Brandenburg mit Fokus auf die Hitzebelastung vulnerabler Menschen. Sie stellten den Ansatz und Ursprung des antizipativen Bevölkerungsschutzes anhand bereits bestehender Mechanismen im Internationalen Katastrophenschutzes vor Der Grundgedanke hierbei ist die Entwicklung eines Frühwarnprotokolls, um bei zu erwartenden Schadensereignissen wie Hitze oder Tsunamis bereits frühzeitig Maßnahmen ergreifen zu können. Ziel des neuen Pilotprojektes zwischen DRK-Generalsekretariat und dem Landesverband Brandenburg ist es, diese Erfahrungen und Mechanismen auf Hitzebelastung für vulnerable Menschen im Bereich der ambulanten und stationären Pflege zu übertragen. In zukünftigen Hitzewellen und Extremwetterereignissen soll so der Schutz und das Wohlbefinden der dem DRK anvertrauten Menschen erhöht werden. Dazu sollen in Zusammenarbeit mit dem Deutschen Wetterdienst lokale standortbestimmte Vorhersagen zu Hitzetagen, zur Temperatur und Luftfeuchte getroffen werden, um bestmöglich darauf vorbereitet zu sein und Präventionsmaßnahmen treffen zu können.

Über die Veranstaltung

Die Fachveranstaltung ist eine Zusammenarbeit der beiden Abteilungen Nationale Hilfsgesellschaft und Wohlfahrts- und Sozialarbeit des DRK-Landesverbands Brandenburg e.V. Da klimabedingte Hitze und deren Auswirkungen beide Abteilungen betrifft, rücken diese hier näher zusammen und beschäftigen sich gemeinsam mit den Herausforderungen, die dadurch entstehen.

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