Am 2. März 2020 wurde die erste Person in Brandenburg positiv auf das Coronavirus getestet, am 17. März rief Präsident Dr. Frank-W. Hülsenbeck zur Aufrechterhaltung der Leistungen des Roten Kreuzes den Krisenfall für den DRK-Landesverband Brandenburg e.V. aus. Das Leben und Arbeiten in der Corona-Pandemie jährt sich damit im März 2021 zum ersten Mal. Gemeinsam mit Hubertus C. Diemer, Vorsitzender des Vorstands im DRK-Landesverband Brandenburg e.V., sprechen wir über Herausforderungen und Erfolge im Kampf gegen die Pandemie.
Wie hat die Pandemie die Arbeit und den Alltag im DRK-Landesverband Brandenburg verändert?
Hubertus C. Diemer: Die Corona-Pandemie hat den Alltag im gesamten Roten Kreuz in Brandenburg deutlich verändert. Sowohl in unseren DRK-Kreisverbänden als auch in der Landesgeschäftsstelle bestimmt der Umgang mit und der Kampf gegen die Pandemie in vielerlei Hinsicht die tägliche Arbeit.
Ich bin sehr stolz und dankbar, wie wir als Verband diese Aufgaben stemmen und bereits seit einem Jahr erfolgreich in einer gewissen Ausnahmesituation arbeiten. Der notwendige Fokus auf die Corona-Pandemie hat allerdings leider auch dazu geführt, dass gewisse verbandliche Zukunftsprozesse derzeit nicht bearbeitet werden können. Dazu gehört etwa der DRK-Strategieprozess, in dem wir uns mit wichtigen Themen wie Personalentwicklung und der Entwicklung des ehrenamtlichen Engagements im Roten Kreuz beschäftigen.
„Ich bin sehr stolz und dankbar, wie wir als Verband diese Aufgaben stemmen und bereits seit einem Jahr erfolgreich in einer gewissen Ausnahmesituation arbeiten.
Hubertus C. Diemer, Vorsitzender des Vorstands im DRK-Landesverband Brandenburg e.V.
Zu Beginn der Pandemie stand vor allem die Beschaffung von Schutzausrüstung im Vordergrund, seit Dezember ist das DRK intensiv in die Umsetzung der Impfstrategie im Land Brandenburg eingebunden. Was waren bisher wichtige Meilensteine und Erfolge im Kampf gegen die Pandemie?
Hubertus C. Diemer: Ein wichtiger Meilenstein war sicherlich die gemeinsame Beschaffung von Schutzausrüstung für unsere Einrichtungen und Dienste, vor allem in der ersten Phase der Pandemie. Es ist uns gelungen, dass keine unserer DRK-Einrichtungen je ohne die erforderliche Schutzausrüstung arbeiten musste. Gleichzeitig haben wir es geschafft, die Pandemie auch in wirtschaftlicher Sicht bisher gut zu überstehen.
Das gemeinsame Navigieren durch die ständig wechselnden Regelungen und Verordnungen und die hiermit verbundene engmaschige Begleitung unserer DRK-Kreisverbände ist sicherlich auch ein großer Erfolg des vergangenen Jahres. Hier erwies sich die Corona-Pandemie auch als eine gewisse Chance für unseren Verband. Relativ spontan und schnell haben wir es geschafft, Abstimmungen und Gremiensitzungen in Videokonferenzen durchzuführen. Auch in unseren Bildungsangeboten, der Jugendverbandsarbeit sowie in den Freiwilligendiensten gab es durch die Pandemie eine Art Digitalisierungsschub. Die Kreativität, mit der unsere haupt- und ehrenamtlichen Rotkreuzlerinnen und Rotkreuzler in dieser Zeit unser Verbandsleben in neue Formate überführt haben, hat mich sehr beeindruckt.
„Wir sind nach einem Jahr Pandemie auch ehrlich erschöpft.“
Hubertus C. Diemer, Vorsitzender des Vorstands im DRK-Landesverband Brandenburg e.V.
Die Anforderungen an das DRK verändern sich mit der aktuellen Lage in Brandenburg. In ganz Brandenburg unterstützen die DRK-Gliederungen in Test- und Impfzentren bei der Eindämmung der Pandemie. Was sind derzeit die größten Herausforderungen für das DRK?
Hubertus C. Diemer: Eine unserer Kernaufgaben und auch großen Herausforderungen sind aktuell die vielen neuen Angebote im Bereich der Corona-Schnelltestungen. Leider ändern sich auch hier häufig die politischen Rahmenbedingungen und es handelt sich um ein Projekt, das in seiner Umsetzung sehr komplex und aufwendig ist.
Die größte Herausforderung ist aber zweifelsohne die Mitwirkung des Roten Kreuzes an der Impfkampagne des Landes Brandenburg. Auch hier stehen wir täglich vor neuen Herausforderungen, wie die mangelnde Verfügbarkeit von Impfstoffen oder sich regelmäßig ändernde politische Rahmenbedingen. Die Begleitung der Teststrategie und der Impfkampagne erfordern daher außerordentlich viel Kraft, die uns natürlich an anderer Stelle fehlt. Wir sind nach einem Jahr Pandemie auch ehrlich erschöpft.
Blicken wir in die Zukunft – was denken Sie, wie es in einem Jahr im März 2022 aussehen wird? Corona wird vermutlich auch im kommenden Jahr noch ein Thema sein: Was wäre der Best Case und was der Worst Case?
Hubertus C. Diemer: Der beste Fall wäre, dass es uns gelingt, bis zum Spätsommer so viele Menschen mit Impfungen zu versorgen, dass wir ab dem Herbst ein einigermaßen normales Leben in diesem Land führen und auch im Roten Kreuz zu einem Normalbetrieb zurückkehren können. Im schlechtesten Fall bleibt uns die Pandemie noch über einen langen Zeitraum erhalten. In diesem Fall müssten wir das Leben in unserem Verband massiv anpassen und neue Formen des Umgangs mit dem Virus finden.
Allerdings bin ich zuversichtlich, dass wir es schaffen, die Pandemie durch eine umfangreiche Teststrategie und mit zunehmenden Impfungen zu beenden und wir dann als DRK wieder zu unserem Alltagsleben als Rotkreuzlerinnen und Rotkreuzler zurückkehren können. Davor werden wir jedoch auch erstmal durchatmen müssen.
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