Die Pflegedienstleitung der Sozialstation Spree/Briesen, Petra Neufert, geht nach 30 Jahren im Deutschen Roten Kreuz in den Ruhestand und zieht Bilanz. Sie ist überzeugt: „Die Pflege ist ein Beruf fürs Leben.“
In der DRK-Sozialstation Spree/Briesen lag Mitte April eine Mischung aus Wehmut und Feierlaune in der Luft. Die Kolleginnen und Kollegen haben die Räumlichkeiten im Ärztehaus Briesen mühevoll geschmückt. Von den Lampen hängen Luftballons, auf dem Tisch steht eine große Torte und im Aufenthaltsraum hängt in großer Schrift ein Ballon-Banner mit den Worten „We will miss you“, wir werden dich vermissen. Denn nach 30 Jahren im Dienst als Krankenpflegerin ging Pflegedienstleiterin Petra Neufert in den Ruhestand.
Petra Neufert wirkt zurückhaltend und dennoch strahlt sie viel Erfahrung und Selbstbewusstsein aus. Auch nach so vielen Jahren in der Pflege möchte sie den Beruf nicht komplett aufgeben. Nach einer Tätigkeit als Aushilfe in einer Pflegeeinrichtung hat sie sich bereits umgeschaut.
„Schon als Kind war mir klar, dass ich Krankenschwester werden möchte“, sagt sie. In ihrer Heimatstadt Dresden erfüllte sie sich nach dem Schulabschluss ihren Traum und machte eine Ausbildung zur Gemeindeschwester. Ein ostdeutscher Beruf, den es in den westdeutschen Bundesländern nicht gab und somit nach der Wende abgeschafft wurde.
„Wir haben es gut gemeistert und ich bin sehr stolz auf das Team“
So erkundigte sich Petra Neufert nach Alternativen. Ein anderer Beruf kam für sie nicht in Frage. „In Westdeutschland gab es die Sozialstationen und dieses Prinzip fand ich sehr interessant. Ich habe mir das also angesehen und daraufhin beim Deutschen Roten Kreuz nach Unterstützung für die Eröffnung einer solchen Sozialstation in Briesen angefragt“, erzählt sie.
Im Januar 1991 wurde die Sozialstation Briesen gegründet und ist seitdem nur gewachsen. Wo am Anfang nur der Blutdruck gemessen wurde, werden jetzt grundpflegerische medizinische Dienste für 120 Patientinnen und Patienten im Umkreis von 75 Quadratkilometern geleistet. Auch in Zeiten der Corona-Pandemie.
„Das war eine schwere Zeit. Die ständigen Tests, das lange Tragen von Schutzausrüstung und die erschwerte Kommunikation mit den Patientinnen und Patienten aufgrund der Masken waren große Herausforderungen. Aber wir haben es gut gemeistert und ich bin sehr stolz auf das Team“, sagt Petra Neufert über die Corona-Zeit.
Wenn Mitarbeitende zu einem Teil der Familie werden
Man merkt dem Team der Sozialstation an, dass sie gut miteinander harmonieren. Es wird viel gelacht, die ein oder andere Träne wird im Hinblick auf den Abschied vergossen und jeder hat etwas zur Abschiedsfeier beigetragen. Der Schlüssel zu einer solch guten, fast familiären Zusammenarbeit scheint simpel, verlangt jedoch nach viel kontinuierlicher Arbeit: Kommunikation. Es wird kein Problem unter den Tisch gekehrt, sondern sofort angesprochen und angegangen.
Diese Effektivität wirkt sich auch positiv auf die Patientinnen und Patienten aus. Sie fühlen sich während der Pandemie oft einsam und trauten sich kaum noch heraus. Der bleibende Kontakt zu den Pflegerinnen und Pflegern, der nur durch gutes Teamwork weiter bewerkstelligt werden konnte, half ihnen umso mehr in der schwierigen Zeit. Das generell hohe Maß an Dankbarkeit gegenüber den Mitarbeitenden der Sozialstation vergrößerte sich dadurch nur.
„Der große Unterschied zwischen einem Pflegedienst im Krankenhaus und einem Pflegedienst in der Sozialstation“, sagt Frau Neufert, „ist die persönliche Ebene. Als Mitarbeiter der Sozialstation kennt man die Angehörigen. Man wird oft zum Teil der Familie.“
Was die Arbeit der DRK-Sozialstation in Spree/Briesen auszeichnet
Dennoch hat die häusliche Krankenpflege laut Petra Neufert nicht den Stellenwert, den sie verdient. Die Unterstützung reicht nicht aus und die Löhne des Pflegepersonals sind deutlich zu niedrig. Auch an Arbeitskräften mangelt es. Die meisten Auszubildenden gehen in die Krankenhäuser, da das Thema Sozialstation nicht präsent genug ist.
Die DRK-Sozialstation in Briesen versucht dennoch regelmäßig junge Praktikantinnen und Praktikanten sowie Auszubildende aufzunehmen. Diese sind meist sehr überrascht und begeistert über die eigenständige, persönlichere Arbeit mit den Patientinnen und Patienten.
Dass die Arbeit Spaß macht, ist besonders in der Pflege essentiell. „Der Pflegeberuf ist ein Beruf fürs Leben“, sagt Petra Neufert, „auch wenn ich jetzt in den Ruhestand gehe, werde ich nie ganz damit aufhören können.“ Sie wirkt wie eine Frau, die alles noch einmal genau so tun würde, wie sie es getan hat. Sie bestätigt diese Aussage mit einem Lächeln.
Stephanie Claus setzt das Schaffen von Petra Neufert fort
Doch was ist an ihrem ersten Tag im Ruhestand geplant? „Ich denke, ich werde reiten gehen“, sagt sie. Langweilig wird ihr im Ruhestand definitiv nicht. Neben dem Reitsport macht sie seit Jahren Karate und hat ein Amateurfunkzeugnis. Diesen Hobbys möchte sie nun mehr Zeit schenken.
Um die Sozialstation macht sie sich keine Sorgen. „Mit Stephanie Claus als neue Pflegedienstleitung gebe ich mein Amt in gute Hände“, sagt sie. Stephanie Claus ist seit 2018 beim Deutschen Roten Kreuz und arbeitete zuerst in der Sozialstation Fürstenwalde, bevor es sie nach Briesen verschlug. Dort wurde sie schnell zur rechten Hand von Petra Neufert.
„Ich habe sehr viel von ihr gelernt, besonders in Bezug auf das Team. Sie hatte immer ein offenes Ohr, ein gewisses Maß an Strenge und war dennoch immer fair und freundlich“, sagt Stephanie Claus über Frau Neufert. Sie muss nun ihren eigenen Ablauf für sich finden, möchte jedoch viele Grundsteine beibehalten, die Petra Neufert gelegt hat, vor allem die gute Kommunikation im Team und das fröhliche, offene Miteinander.
Stephanie Claus sieht ihre neue Aufgabe als eine spannende Herausforderung. Mit ihren Kolleginnen und Kollegen sowie dem ein oder anderen Rat von Petra Neufert im Rücken wird sie diese mehr als nur bewältigen.
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