Das Thema Pflege ist in aller Munde und betrifft auch in Brandenburg fast jede Familie. Viola Jacoby, Leiterin der Wohlfahrts- und Sozialarbeit im DRK-Landesverband Brandenburg e.V., im Gespräch über die Sicherung der Pflegeversorgung im ländlichen Raum und die Zukunft des Berufsfelds Altenpflege.
Was bedeutet gute und zukunftsfähige Pflege? Welche Bereiche müssen ineinandergreifen, um Menschen auch im Alter hohe Lebensqualität zu ermöglichen?
Gute Pflege braucht ein Gesamtpaket von Unterstützungsleistungen unterschiedlicher Akteure. Sie reichen von Haus- und Fachärzten, über professionelle Pflegefach- und Betreuungskräfte, bis zu den Angehörigen, Vereinen und ehrenamtlichen Helferinnen und Helfern.
Die DRK-Pflegedienste, Tagespflegen und vollstationären Pflegeeinrichtungen erbringen ihre Pflege- und Betreuungsleistungen entsprechend gesetzlichen Qualitätsstandards. Wir wissen aber auch, dass ein zufriedenes und möglichst selbst bestimmtes Leben im Alter mehr braucht. Themen wie Selbstversorgung, gesunde Ernährung, Mobilität, soziale Kontakte, Zuwendung und eine sinnvolle Tagesstruktur gehören neben einer guten Pflege zu einem zufriedenen Leben im Alter.
Im aktuellen Pflegemonitor für Brandenburg steht es wieder eindringlich: Die Brandenburger werden älter und weniger. Damit werden prozentual immer mehr Menschen in Brandenburg pflegebedürftig. Welche Maßnahmen brauchen wir, um die Pflegeversorgung in Brandenburg zu sichern?
Ein Blick auf die Fakten zeigt die Ernsthaftigkeit der Lage. Heute sind 6,1 Prozent der Brandenburger Bevölkerung bereits pflegebedürftig, bis 2030 werden es 168.000 Menschen sein, davon werden ca. 72.000 Menschen an Demenz erkrankt sein.
Die meisten Menschen werden zu Hause versorgt. Fachkräfte und Angehörige sichern gemeinsam und in enger Abstimmung die Versorgung. Um dieses System zu erhalten, brauchen wir bis 2030 ca. 10.000 zusätzliche Fach- und Betreuungskräfte, schnelle und unkomplizierte Zugänge zu Beratungsangeboten, aber auch mehr niedrigschwellige und barrierefreie Angebote im Quartier und Unterstützung der pflegenden Angehörigen.
Als DRK ist unsere Aufgabe auch die eines modernen Arbeitgebers mit guten Gehältern, Rahmenbedingungen für die Vereinbarkeit von Arbeit und Familie, Entwicklungschancen und einer wertschätzenden Arbeitsatmosphäre. Unsere DRK-Kreisverbände setzen sich vor Ort für die Verbesserung regionaler Lebensbedingungen ein: ein funktionierender ÖPNV, interessante Freizeitangebote, Kinderbetreuungseinrichtungen und Schulen sind wichtig, um Fachkräfte mit ihren Familien in ländlichen Regionen zu halten.
Nicht zu vergessen im Gesamtpaket sind ehrenamtliche Helferinnen und Helfer. Mit Besuchs- oder Einkaufsdiensten unterstützen sie direkt pflegebedürftige Menschen. Ein gemeinsames Mittagessen in einer Seniorenbegegnungsstätte und die damit verbundenen sozialen Kontakte und die Geselligkeit sind ein wichtiger Aspekt zur Vermeidung von Einsamkeit und tragen zur Erhöhung der Lebensqualität bei.
Um die Pflegeversorgung zu sichern und neue Angebote zu schaffen, werden dringend Fachkräfte benötigt. Wie können Pflegeberufe – vor allem auch für den Nachwuchs – attraktiver gemacht werden?
Wir müssen ein positives Berufsbild vermitteln, um noch viel mehr Auszubildende zu gewinnen oder Quereinsteiger mit dem Angebot berufsbegleitender Fortbildung und ausländische Fachkräfte anzuwerben. Erste Erfahrungen mit albanischen Fachkräften haben wir gesammelt und wissen, dass es neben einem guten Berufsalltag auch eines gut organisierten Integrationsprozesses bedarf, um ihnen und ihren Familien einen guten Start in Brandenburg zu ermöglichen.
Zur Mitarbeitergewinnung soll u.a. die Umsetzung der neuen generalistischen Ausbildung in der Pflege beitragen, die im Jahr 2020 gestartet ist. Um noch mehr Menschen für den Pflegeberuf zu begeistern, ist aber auch eine engere Zusammenarbeit zwischen Praxis, Pflegeschulen und allgemeinbildenden Schulen wichtig. Praktika oder ein Freiwilliges Soziales Jahr sind gute Möglichkeiten, um das Berufsfeld kennenzulernen.
Das DRK unterstützt außerdem ausdrücklich die Bezahlung fairer Gehälter für Mitarbeitende, die in der Pflege und Betreuung tätig sind. Die Entlohnung der Mitarbeitenden ist nicht nur ein Zeichen der Wertschätzung für die ausgeübte Tätigkeit, sondern wird zukünftig umso mehr einen wichtigen Wettbewerbsfaktor bei der Gewinnung neuer Pflege(fach)kräfte darstellen.
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