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Seniorengenossenschaft Oberhavel: Mitglieder unterstützen Mitglieder – mit Hilfe im Alltag und gemeinsamer Zeit

Soziales Ehrenamt bei der Seniorengenossenschaft im DRK-KV MOHS

Manchmal, während ihre Gäste sich unterhalten, setzt Ingrid Dziadzko ein breites Lächeln auf. Zum Beispiel, wenn ihr Mann Josef von früher erzählt. „Ingrid hat viel gescherzt“, berichtet er aus der Vergangenheit. „Und sie war mit Leib und Seele Fleisch- und Fischverkäuferin, erst in der Markthalle am Alexanderplatz in Berlin, dann in unserem eigenen Geschäft in Lehnitz.“ Das habe seiner Frau immer Spaß gemacht. „Und wie!“, ergänzt Ingrid Dziadzko auf dem Sofa im heimischen Wohnzimmer in Borgsdorf.

In manchen Momenten kann sich die 74-Jährige noch mit einer kurzen Bemerkung einklinken in eine Unterhaltung. Sonst aber funktioniert das Sprechen nicht mehr, seit sie vor rund 20 Jahren einen Schlaganfall erlitt. Auch gehen kann sie nicht mehr, sondern ist auf einen Rollstuhl angewiesen. An guten Tagen schafft Ingrid Dziadzko ein paar Meter mit dem Rollator.

Ihr fünf Jahre älterer Mann Josef umsorgt sie in ihrer gewohnten Umgebung in ihrem Haus in Borgsdorf. Für die Körperpflege kommt täglich der ambulante Pflegedienst der MEDI-MOBIL Kranken- und Altenpflege gemeinnützige GmbH, eine Tochtergesellschaft des DRK-Kreisverbandes Märkisch-Oder-Havel-Spree e.V., vorbei. Und zweimal pro Woche ist Lola Schülzke bei Ehepaar Dziadzko zu Gast.

Die Besuchszeit der Ehrenamtlichen wird für Erledigungen genutzt

Die 69-Jährige spielt mit Ingrid Dziadzko Memory und Schwarzer Peter, löst Quiz-Fragen, schaut Tierfilme oder Dokumentationen, die sich mit Ägyptologie beschäftigen. Ingrid Diadzkos Geist ist nach wie vor wach. Doch ihr Mann Josef kann sie nicht mehr allein lassen. „Was ist, wenn sie dann stürzt?“, fragt er. Die Nachmittage, an denen Lola Schülzke zu Besuch kommt, nutzt er für Einkäufe und andere Erledigungen außer Haus.

Seniorengenossenschaft Oberhavel agiert unter dem Dach des DRK-Kreisverbands Märkisch-Oder-Havel-Spree e.V.

Das Ehepaar Dziadzko nutzt in Borgsdorf ein Angebot der Seniorengenossenschaft Oberhavel, die unter dem Dach des DRK-Kreisverbandes Märkisch-Oder-Havel-Spree e.V. agiert. Aktive Mitglieder der Seniorengenossenschaft unterstützen andere, die ohne Hilfe nicht mehr oder nur noch schwierig zurechtkommen. Sie übernehmen kleine Hilfen im Haushalt, unterstützen im Alltag, verbringen gemeinsam Zeit oder tauschen auch nur Erfahrungen aus und führen Gespräche.

Feste Besuchszeiten und in akuten Fällen spontan

Lola Schülzke sowie Josef und Ingrid Dziadzko bilden seit mittlerweile drei Jahren ein solches „Tandem“. Immer dienstags und donnerstags nachmittags kommt Lola Schülzke für zwei Stunden vorbei. „Und wenn es sonst mal dringend ist, genügt ein Anruf.“

Auf Einfühlungsvermögen und Feinfühligkeit kommt es an

Mit Eintritt in den Ruhestand stieg Lola Schülzke bei der Seniorengenossenschaft ein. Zuvor war sie zehn Jahren lang bei MEDI-MOBIL beruflich in der ambulanten Pflege tätig. Pflegerische Kenntnisse sind für ein Ehrenamt bei der Seniorengenossenschaft aber nicht notwendig. Einfühlungsvermögen und Feinfühligkeit sind zwei der Dinge, auf die es ankommt bei der Zusammenarbeit.

Ehrenamtliche Tätigkeit bei der Seniorengenossenschaft als Bereicherung

Die richtige Mischung aus Nähe und Distanz müsse man finden, formuliert es Monika Frese vom Vorstand der Seniorengenossenschaft. Josef Dziadzko ist jedenfalls voll des Lobes: „Besser als mit Lola Schülzke geht es gar nicht. Ohne sie wüsste ich nicht, was ich tun sollte.“ Umgekehrt sieht auch die Ehrenamtliche ihre Tätigkeit bei der Seniorengenossenschaft als Bereicherung für ihr Leben. „Ich gehe hier einer sinnvollen, guten Aufgabe nach. Sie macht mir viel Spaß, und ich kann unterwegs sein“, sagt Lola Schülzke.

Manchmal sind auch Ausflüge drin

Wenn die Verfassung von Ingrid Dziadzko es zulässt, macht sie mit Lola Schülzke nicht nur am Wohnzimmertisch Spiele. Die zwei Frauen unternehmen dann auch mal einen kleinen Ausflug. Mit dem Rollstuhl geht es zum Beispiel in den nahegelegenen Gartenmarkt in Borgsdorf oder zum Eis Essen. „Dann können wir richtig was erleben“, erzählt Lola Schülzke.

Allgemein formuliert es Renate Teßmann, die Vorsitzende der Seniorengenossenschaft: „Wem es Freude bereitet, anderen zu helfen und wer seine Freizeit sinnvoll verbringen möchte, der kann unserem Netzwerk beitreten. Wir haben die Erfahrung gemacht, dass uns unser Einsatz auch viel zurückgibt. Es sind bereits intensive Kontakte und sogar Freundschaften entstanden.“ 

Hintergrundinformation: Die Seniorengenossenschaft Oberhavel

Die Seniorengenossenschaft Oberhavel gehört im DRK-Kreisverband Märkisch-Oder-Havel-Spree e.V. zur Wohlfahrts- und Sozialarbeit, die im Juni 2023 offiziell als vierte Gemeinschaft neben Bereitschaften, Wasserwacht und Jugendrotkreuz auch auf Landesebene gegründet wurde.

Die Idee der Seniorengenossenschaft ist es, sich zusammenzuschließen und Menschen in der Nachbarschaft zu unterstützen, damit diese noch lange in ihren eigenen Wohnungen bleiben können. Sie bringt Menschen zusammen: diejenigen, die Zeit haben und noch fit sind, um sich mit ihren ganz persönlichen und vielfältigen Interessen in ihrer Umgebung zu engagieren, mit denjenigen, die Hilfe im Alltag benötigen oder jemanden für Gespräche und gemeinsame Aktivitäten suchen. Die Helfenden bieten kleine Hilfen im Haushalt, Unterstützung im Alltag und Begleitung außer Haus, aber auch gemeinsames Lesen und Spiele, Gespräche und ganz allgemein gemeinsame Zeit.

Zur Deckung der Unkosten erhebt die Seniorengenossenschaft Oberhavel einen Mitgliedsbeitrag von 7,50 Euro im Monat. Mitglieder, die ausschließlich helfend tätig sind, müssen keinen Beitrag entrichten.

Kontakt: Renate Teßmann, Vorsitzende der Seniorengenossenschaft Oberhavel, E-Mail: sg-ohv@drk-mohs.de, Telefon 0172 5228964

Bild (Bernhard Schwiete/DRK-Kreisverband MOHS e.V.): Gesellschaft im heimischen Wohnzimmer in Borgsdorf: Monika Frese vom Vorstand der Seniorengenossenschaft Oberhavel, Ingrid Dziadzko, die ehrenamtliche Helferin Lola Schülzke und Josef Dziadzko (von links)

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