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„jrk:zusammen“ – Bildungreferentin Charlotte Wilke über die Besonderheit dieses Projekts

Im September 2022 startete das Jugendrotkreuz im DRK-Landesverband Brandenburg e.V. sein neues Projekt jrk:zusammen. Durch die Organisation von Freizeitangeboten will das Projekt gezielt geflüchtete Kinder und Jugendliche und Mitglieder der Jugendrotkreuzgruppen zusammenbringen und so das Jugendrotkreuz für neue Mitglieder öffnen.

Bei gemeinsamen Ferienfreizeiten können sich die Kinder und Jugendlichen kennenlernen und so den Grundstein für den weiteren Austausch legen. Projektreferentin Charlotte Wilke erzählt im Interview von ihren ersten Eindrücken, den Besonderheiten von jrk:zusammen und was sie persönlich an dieser Projektarbeit motiviert.

Als Projektreferentin für jrk:zusammen arbeitest du seit September 2022 für den DRK-Landesverband Brandenburg? Wie kamst du zu diesem Projekt? Was ist dein Hintergrund?

Charlotte Wilke: Den außerschulischen Bildungsbereich fand ich schon immer spannend, besonders im Zusammenhang mit Jugendverbänden: Sehr junge Menschen engagieren sich in Jugendverbänden wie dem Jugendrotkreuz ehrenamtlich und können so ihr Umfeld selbst gestalten. Ich selbst kam als Kind zu den Pfadfindern. Im Laufe der Zeit habe ich dort an verschiedensten Stellen mitgewirkt und irgendwann mitbekommen, dass es auch noch weitere Jugendverbände mit anderen Strukturen gibt.

Über diese Erfahrung kam ich zu meinem Studium: Außerschulische Bildung im Bachelor und Bildungswissenschaften im Master. Bei einer Weiterbildung zur Trainerin für außerschulische politische Jugendverbandsarbeit kam ich in Kontakt mit der Landesleitung des Jugendrotkreuzes im DRK-Landesverband Brandenburg.

Etwa zeitgleich war ich nach einer Zeit als Bildungsreferentin bei einem anderen Jugendverband auf der Suche nach einer neuen Stelle. Die Ausschreibung der Projektstelle für jrk:zusammen kam für mich dann genau zur richtigen Zeit.

Was genau hat dich an der Ausschreibung für jrk:zusammen denn besonders angesprochen?

Charlotte Wilke: Jugendverbände haben meist eine lange Geschichte mit vielen Strukturen, die schon immer so gelebt wurden. Für neue Projekte, die nachhaltig etwas verändern sollen, ist das oft eine Herausforderung – die reizt mich aber. Mir gefallen Projekte, die Verbandsentwicklung und die Integration neuer Kinder und Jugendliche in den Verband zum Ziel haben.

Junge Menschen einzuladen, den Verband mitzugestalten, halte ich für sehr wichtig. Dass es in diesem Fall um die Einbindung der besonders vulnerablen Gruppe von Kindern und Jugendlichen mit Fluchterfahrung geht, hat mich besonders angesprochen. Schön ist auch, dass es ein neues Projekt ist, bei dem ich eigene Ideen und Erfahrungen einbringen kann und der Verband da sehr offen ist.

Woraus setzt sich das Projekt zusammen?

Charlotte Wilke: Eine der drei Säulen des Projekts sind Freizeiten in den Schulferien, an denen Mitglieder der Jugendrotkreuzgruppen in Brandenburg zusammen mit geflüchteten Kindern und Jugendlichen  teilnehmen.

Ein zweiter Schwerpunkt des Projekts liegt in der langfristigen interkulturellen Öffnung des gesamten JRK. Dafür erarbeite ich unter anderem ein Konzept dazu, wie wir neue Kinder und Jugendliche überhaupt erreichen können. Außerdem entwickle ich Workshops und Gruppenstunden, die den JRK-Gruppen Zugang zu diversitätssensiblen Themen ermöglichen.

Ein dritter Schwerpunkt ist die Entwicklung eines generellen Konzepts für Ferienfreizeiten im Jugendrotkreuz. Das soll die DRK-Kreisverbände auch nach Ende des Projekts dazu motivieren, selbst Ferienfreizeiten durchzuführen.

Welche Besonderheiten hat das Projekt für dich?

Charlotte Wilke: Für mich liegt die Besonderheit darin, dass jrk:zusammen als ein Startprojekt ganz viel im Jugendverband bewirken soll. Es geht nicht nur um eine einmalige Ferienfreizeit mit möglichst vielen Teilnehmenden, sondern es besteht der Wunsch, dass auf lange Sicht mehr Kinder und Jugendliche unterschiedlicher Herkünfte und Milieus Lust haben, sich beim Roten Kreuz zu engagieren.

Ich habe den Eindruck, es gibt da innerhalb des Verbands eine große Neugier auf neue Leute. Mir ist aber auch wichtig, den Mehrwert des Projekts für die neuen Teilnehmenden zu betonen: Über jrk:zusammen ermöglichen wir ihnen, Kontakte knüpfen und langfristig im JRK einen Ort zu finden, an dem sie ankommen und mitgestalten können. Wir haben schon viele positiven und dankbaren Rückmeldungen von den neuen Teilnehmenden und ihren Familien bekommen. Das bedeutet mir viel.

Es stand die große Frage im Raum: Kommt das überhaupt gut an, gibt es den Bedarf, innerhalb der JRK-Gruppen und bei den neuen Kindern und Jugendlichen? Aber ja, den gibt’s, und zwar auf beiden Seiten. Das finde ich super!

Charlotte Wilke, Bildungsreferentin für das Projekt jrk:zusammen beim Jugendrotkreuz im DRK-Landesverband Brandenburg e. V.

Was bereitet dir die größte Freude an dem Projekt und an deiner Arbeit beim DRK?

Charlotte Wilke: Am meisten Spaß macht mir die enge Vernetzung mit meinen Kolleginnen im DRK-Landesverband und den Menschen vor Ort in den Kreisverbänden. Es ist schön zu sehen, dass innerhalb des Verbands großes Interesse daran besteht, das Projekt zu unterstützen. Das hatte ich so nicht erwartet und ich finde es sehr wertvoll.

Mich motiviert, dass sich nach so kurzer Zeit schon Kreisverbände oder JRK-Gruppen von allein melden, weil sie von dem Projekt gehört haben und gern teilhaben möchten. Überhaupt macht es mir große Freude, all die engagierten Menschen beim JRK und beim DRK allgemein kennenzulernen und gemeinsame Anknüpfungspunkte für das Projekt zu entdecken. Es gibt hier sehr viele sehr engagierte junge und auch ältere Leute, die sehr offen sind für neue Projekte.

In der Vorbereitung für die Winterfreizeit – das erste mehrtägige Freizeitangebot innerhalb des Projekts – stand im Vorfeld schon die große Frage im Raum: Kommt das überhaupt gut an, gibt es den Bedarf, innerhalb der JRK-Gruppen und bei den neuen Kindern und Jugendlichen? Aber ja, den gibt’s, und zwar auf beiden Seiten. Das finde ich super!

Blick in die Glaskugel: Was möchtest du bis zum Jahresende erreicht haben, um sagen zu können, dass jrk:zusammen ein erfolgreiches Projekt ist?

Charlotte Wilke: Ich wünsche mir, dass die aktiven JRK-Gruppen vor Ort am Ende des Jahres Lust haben, ihre Gruppen für neue Menschen zu öffnen und es noch ein wenig selbstverständlicher ist, dass beim JRK auch Kinder und Jugendliche teilnehmen, deren Erstsprache nicht Deutsch ist.

Ich wünsche mir, dass die JRK-Gruppen durch das Projekt Möglichkeiten kennengelernt haben, wie sie dies umsetzen können und darauf zurückgreifen können wie auf einen Baukasten, ohne alles neu denken zu müssen.

Das Projekt jrk:zusammen im DRK-Landesverband Brandenburg e. V. ist im September 2022 gestartet und wird bis Ende des Jahres 2023 durch den Sonderfonds Interkulturelle Öffnung der DRK-Flüchtlingshilfe Brandenburg gefördert.

1 Kommentar zu “„jrk:zusammen“ – Bildungreferentin Charlotte Wilke über die Besonderheit dieses Projekts

  1. […] Ein Interview mit Projektreferentin Charlotte Wilke gibt es hier. […]

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